Neues Jerusalem in St. Johann
Zeitgenössische Kunst. Die im neugotischen Stil erbaute Pfarrkirche von St. Johann erhält neue Fenster. Wilhelm Scherübl gewann den Bewerb.
Bernhard Strobl St. Johann (SN). Das Wahrzeichen von St. Johann, der „Pongauer Dom“, erhält ein neues Gepräge. Über Beschluss des Pfarrgemeinderats und in Kooperation mit dem diözesanen Bauamt und dem Bundesdenkmalamt wird der Altarraum der in den Jahren 1855–1861 errichteten neugotischen Pfarrkirche neu gestaltet. Die wesentliche optische Änderung wird aber das neue Licht im Kirchenraum bringen. Dafür wird der Radstädter Künstler Wilhelm Scherübl sorgen.
Scherübl hatte sich mit sechs weiteren Künstlern und Künstlerinnen an einem gezielten Wettbewerb für zwölf Kirchenfenster im Ausmaß von je acht mal eineinhalb Metern beteiligt. Eine hochkarätige Fachjury gab ihm den Zuschlag. „Ein bedeutender Erfolg für mich“, freut er sich. „Mir kommt vor, als hätte ich 30 Jahre dafür arbeiten müssen, um jetzt diesen Auftrag zu bekommen.“
Die Vorgabe war nicht leicht. Pfarrer Adalbert Dlugopolsky gab als Motto für die zwölf großformatigen Fenster an der Süd- und Westseite der Kirche das „Neue Jerusalem“ aus der Offenbarung des Johannes vor:
„Und er entrückte mich im Geiste auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, die aus dem Himmel hernieder stieg. Ihr Lichterglanz gleicht einem kostbaren Stein, wie kristallheller Jaspis. Der Platz ist lauteres Gold, klar und hell wie Kristall.“
In einer zeitgemäßen Interpretation wählte Scherübl für seinen Vorschlag die Komplementärfarben Gelb und Violett und entwickelte eine Choreografie des Lichts zum Altar hin. Scherübl verrät: „Die Fenster werden mit ihrer farbig gestalteten und strukturierten Glasmalerei von zwölf Baummotiven in Sandstrahltechnik überlagert und schaffen bei Sonnenbestrahlung immer neue Bilder und Lichtstimmungen im gesamten Kirchenschiff.“
Die Juroren waren von dem Vorschlag und zwei kleinen Glasmustern begeistert.
„Die ganze Kirche wird einen neuen Charakter bekommen“, freut sich Pfarrer Dlugopolsky. Scherübls Vorschlag wird seinen Wunsch nach Hoffnung und Zuversicht realisieren. „Der Kirchenraum soll eine positive Stimmung vermitteln.“
400.000 Euro werden die neuen und weitere zu restaurierende Fenster mit all den notwendigen Arbeiten kosten. Im Baupaket stehen noch der Altarraum, eine Vergrößerung der Orgelempore und die Öffnung eines Seiteneingangs. Baubeginn: 2010.