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Kunstberichte
Dommuseum: "Arik Brauer und die Bibel" – zum 80. Geburtstag des Malers

Hakenkreuzigung und brennender Dornbusch

"Hakenkreuzigung" (Ausschnitt) von Arik Brauer. Foto: Brauer/Dommuseum

"Hakenkreuzigung" (Ausschnitt) von Arik Brauer. Foto: Brauer/Dommuseum

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Aufzählung Das Dommuseum widmet Erich "Arik" Brauer zu seinem 80. Geburtstag die Schau "Arik Brauer und die Bibel." Genauer besehen ist es das Alte Testament, auch wenn Brauer das nicht allein aus seiner jüdischen Herkunft begründet. Die Bibel ist für ihn Kunstwerk und Hort der Geschichten. Dem Werk schreibt er überirdische Existenz im geistigen Raum der Fantasie zu. Damit schließt Brauer an die Kunsttheorie der Spätrenaissance an, aus der ihn auch die Malerei der Künstlerfamilie Brueghel früh faszinierte.

Eine Vermittlerrolle zwischen den Künsten, aber auch zwischen den Religionen ist ihm wichtig. Der Einzug seiner Ölbilder ins Dommuseum ist Teil dieses Blicks zwischen Judentum und Christentum, die Harmonisierung zum Islam wäre ein Wunsch, den er heute in weiter Entfernung sieht.

In den Bildern ist diese Zeit der "offenen Türen" festgehalten, etwa die Nomaden in der Wüste in "Josephs Brüder", jedoch haben die Paradiese auch stets ihr höllisches Gegenüber. Todesengel sind zweifarbig, Oppositionen der Elemente wichtig, Figuren wie Hiob häufig.

Oft sind Brauers Metamorphosen zwischen Mensch und Natur mit persischen Miniaturen und orientalischen Teppichen verglichen worden. Die Landschaften mit aus der Erde wachsenden Wesen waren für Alfred Schmeller als "Ruhrgebiete der Quallen und Algen" aber auch für Werktätige der Nachkriegsära relevant.

Brauer selbst sieht seine meist nicht datierten Bilder als lebenslange Aufarbeitung der Judenverfolgung in seiner Kindheit. So lässt er den frühen Erinnerungsbildern an seinen ermordeten Vater spät die "Hakenkreuzigung" folgen. Sie könnte bis in die blauen Blumen der Dornenkrone inhalt-

liche Debatten auslösen. Die Jahre emotionaler

Ablehnung des "Phantastischen Realismus" aus

Gründen seiner Anbindung an die Geschichte sind

aber in der Nachmoderne vorüber.

Aufzählung Ausstellung

Arik Brauer und die Bibel

Bernhard Böhler und Arik Brauer (Konzept) Dommuseum Zu sehen bis 20. Juni

Printausgabe vom Mittwoch, 18. März 2009

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