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Jean Nouvel: Der Gasometer-Macher

31.03.2008 | 18:52 |  (Die Presse)

Pritzker-Preis: Der Architekt Jean Nouvel wird für seinen Reichtum an Ideen und den Mut ausgezeichnet, Normen in Frage zu stellen.

Sein Büro „Ateliers Jean Nouvel“ zählt mit gut 140 Mitarbeitern seit langem zu den größten, seine vielfältigen Projekte sind seit Vollendung des Pariser Institut du Monde Arabe (1987) Aufsehen erregend, seine Ehrungen beträchtlich.

Nun hat der französische Architekt die höchste Auszeichnung der Branche erhalten; Jean Nouvel wurde am Sonntag von der Pritzker-Preis-Jury in Los Angeles für „die couragierte Verfolgung neuer Ideen, Infragestellung akzeptierter Normen“ gelobt. Er dehne die Grenzen seines Arbeitsfeldes aus.

Der 1945 in Fumel im Südwesten Frankreichs geborene Nouvel versuchte sich als Maler, ehe er 1964 auf Drängen der auf Sicherheit bedachten Eltern in Bordeaux ein Studium der Architektur begann, das er in Paris an der École des Beaux-Arts abschloss. Im Baufieber der Präsidentschaft Mitterrands erhielt er 1981 mit besagtem „Institut der Arabischen Welt“ sein erstes Großprojekt. Seine Methode: „Ich will jedesmal das fehlende Puzzle-Teil finden, das richtige Gebäude am richtigen Platz.“ Nicht Anpassung, sondern Dialog mit der Umgebung soll das sein. Deshalb ist er auch schwer zu kategorisieren, das Signifikante an diesem Mann ist das Proteushafte.


Von Katar bis Simmering

Nouvel renovierte die Oper in Lyon, baute Türme in Barcelona und New York, Museen in Madrid (Reina Sofia) und Paris (Quay Branly), schockte Biedermänner von Luzern bis Simmering. In Wien hat er einen der vier Gasometer in eine fantastische Wohn-Burg verwandelt, am Donaukanal ließ sich die Uniqa vom Meister der Farben und Oberflächen ein multifunktionales Gebäude planen. In Arbeit sind der Doha-Turm in Katar, der Louvre Abu Dhabi, ein Konzertsaal in Kopenhagen.

Eine Fülle an Landschaftsveränderung also. Nouvel lobt den Wandel: Architektur sei immer temporär. Bauten wachsen, ändern sich, verschwinden wieder. „Wir glauben, es sei permanent. Aber wer weiß das schon.“ norb

www.jeannouvel.fr

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2008)


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