Hollein, der damals bis auf den US-Beitrag der Architektur-Biennale in Venedig zuvor nie eigenhändig eine Kunstausstellung kuratiert hatte, wagte sich auf den schmalen Weg zwischen Popularität und hohem Niveau. Er startete eine große Vermittlungsinitiative und fand - die "Melkfibel für Sponsoren auswendig" könnend - auch großzügige Geldgeber. Sein Wagnis hatte Erfolg, Hollein verdreifachte die Besucherzahlen. Resultat: Mit 2006 vertraute man ihm auch das Städel'sche Kunstinstitut an.
Der 1969 in Wien Geborene hat wahrlich eine steile Blitzkarriere hingelegt. Seine Affinität zur Kunst wurde von den Eltern, den berühmten Nachnamen trägt er nicht zufällig, früh geweckt. Aber als Sohn des international bekannten Architekten Hans Hollein wurde ihm daher auch stets der Vorwurf gemacht, Günstling von Vetternwirtschaft zu sein. Eine Vorhaltung, der er stets gelassen begegnete.
Eine Tür, die sicherlich Papa Hollein öffnen half, war jene des New Yorker Guggenheim Museums. Vom Praktikanten bis zum Assistenten des damaligen Direktors Thomas Krens ging es für den als überdurchschnittlich fleißig bekannten Hollein schnell. Drei Jahre später wurde der Absolvent der Betriebswirtschaft und Kunstgeschichte Personalchef und kümmerte sich um die europäischen Kontakte des Hauses.
Ohne seinen Job gut zu machen, wäre "der jüngste und derzeit größte Star im Museumsbetrieb", so der Spiegel, allerdings nie so weit gekommen. 2005 kam zu den vielen Aufgaben des offensichtlich vielfach Multitask-fähigen Direktors und dreifachen Familienvaters noch eine weitere hinzu: Hollein wurde Kommissär des Österreich-Pavillons bei der Kunst-Biennale in Venedig.
Und nun legt sich der Macher von publikumswirksamen Blockbuster-Ausstellungen (Die nackte Wahrheit, Summer of Love) in Salzburg ausgerechnet mit dem Publikum an. Gemeinsam mit Thomas Zierhofer-Kin, der das Donaufestival zwischen Sub-und Popkultur erfolgreich neu positioniert hat, setzt er dem konservativen Publikum nun ein Avantgarde-Festival vor. Wie die Kontroversen um Paola Pivis umgedrehten Helikopter in Sichtweite des Mozart-Denkmals zeigen, schmeckt das nicht allen Salzburgern. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.5.2006)