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Kunstberichte

Spielfelder der Hintergründigkeit

Westlicht: Schau mit junger österreichische Fotografie
Illustration
- Eine Fotoarbeit von Anja Manfredi aus dem Jahr 2006: Plateaus.  Foto: Manfredi

Eine Fotoarbeit von Anja Manfredi aus dem Jahr 2006: Plateaus. Foto: Manfredi

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Ausgestopfte Tiere kommentieren ihr Museumsdasein, die Jagd auf Fasane gestaltet sich zur Wiederkehr von Michelangelo Antonionis Film "blow up" und auch eine Szenerie des Internet-Selbstmord-Forums ist alles andere als harmlos.

Edith Payer ist eine von neunzehn Fotografinnen und fünf Fotografen aus Österreich, die Eva Schlegel für eine Fotoschau ausgewählt hat. "Heute kein Evidenzproblem" vereint bekannte Namen wie Jutta Strohmayer, Kamen Stoyanov oder Fiona Rukschio mit Neuentdeckungen, die sich in den letzten Jahren auf dem Kunstmarkt etabliert haben.

Eine Lichtinstallation von Raoul Schmidt gibt der Ausstellung im Westlicht ihren Namen, daneben bleibt Markus Gradner mit seiner Lichtskulptur streng analytisch.

Es geht also auch um der Fotografie nahe stehende Medien wie Objektkunst, Videoinstallation und erweiterte Zeichnung – hier sind vor allem Isabella Kresse, Mirjam Bajtala oder Nicole Schatt mit Lasergravuren oder Tuschemalerei zu nennen. Die konstruierten Räume bestimmen die Themen als selbstkritische Überlegungen zum eigenen Medium. Ein Beispiel voll Ironie ist dabei Stephan Uggowitzers Video einer ständig einstürzenden Staffelei: Malen kann heute auch die Kamera, sichtbar gemacht in Eva Würdingers leeren Bahnhofswinkeln.

Rita Nowak verwandelt barocke Lustgemälde weiblicher Akte in ihre eigene Ansicht von "testosteronen Musen". Sofia Goscinski nimmt das Innere eines mit Brettern verschlagenen weißen Kubus zum Anstoß, minimale Spiele des Lichts im Dunkeln zum Gefühl der Gefangenschaft zu steigern.

Bühnen und Inszenierungen werden von Judith Pichelmüller oder Anja Manfredi beschworen, stiller als Triptychon von Martina Gasser oder ganz in Weiß von Andrea Witzmann.

Doch auch die an die Grenze des Humors führende Taktik mit schrillem Unterton – etwa von Nikola Hanslik mit Mona Lisa und Saliera – wird nicht ausgelassen.

Die Galerie "Westlicht" begeht mit dieser breit gefächerten Schau übrigens ihr Fünf-Jahr-Jubiläum.

Heute kein

Evidenzproblem

Galerie Westlicht

Kuratorin: Eva Schlegel

bis 30. Juli

Der aktuelle Fotoblick.

Donnerstag, 13. Juli 2006


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