Salzburger Nachrichten am 07. Mai 2003 - Bereich: kultur
Weit zurückgreifend

Ausstellung Lisl Engels im Museum SMCA

Das Salzburger Museum Carolino Augusteum nimmt sich mit starkem Engagement der heimischen Kunstszene an. Die Ausstellung einzelner Exponenten ist damit verbunden, sie in einen größeren Zusammenhang zu stellen, so dass sichtbar wird, ob ihr Rang über die regionale Bedeutung hinaus reicht. Mit den begleitenden Katalogen wird versucht, neue Bewertungen zu erarbeiten. Insgesamt ist das eine verdienstvolle Arbeit, die vor allem von Kustos Nikolaus Schaffer geleistet wird. Zur Zeit wird die Arbeit von drei Künstlern zur Diskussion gestellt. Über Georg Rendl ist zu erfahren, dass sein Werk als Maler mindestens so bedeutend ist wie jenes als Schriftsteller, der Bildhauer Josef Zenzmaier erscheint als ein Mann, der mit seinen Bronzeskulpturen auf persönliche Weise starke Impulse, die er vor Jahrzehnten von Giacomo Manzu erhalten hat, umsetzt, und eine Werkschau der Malerin Lisl Engels, die als Manifestation von Kontinuität gelten kann. Sie stellte 1935 als 19-Jährige zum ersten Mal aus und ist seit damals in der Kunstszene präsent. Zunächst hatte sie Privatunterricht bei dem späteren Akademieprofessor Robin Christian Anderson, spätere Lehrer waren Berthold Löffler und Ferdinand Andri. Während des Krieges hatte sie Kontakt mit dem Nötscher Kreis, Spuren davon finden sich in ihrer Porträtmalerei.

Lisl Engels Werk ist im österreichischen Spätexpressionismus so sicher eingebettet, dass sich Fragen des Stils für sie nicht stellten. Diese im Lauf der Jahrzehnte wechselhaft eingeschätzte Kunstrichtung bot und bietet ihr genügend Spielraum, ihre Art der Naturerfahrung zu gestalten. Der kräftig zupackende Gestus ist sowohl für die Landschaftsbilder als auch die Porträts und meist auch die Stillleben kennzeichnend. Die Natur gibt den Anlass zur Malerei, sie bietet ein Repertoire an Formen und Farben, die aber nicht sklavisch nachgeahmt, sondern frei und energisch in eine individuelle Bildvorstellung umgesetzt werden. Es ist vor allem die darin gespeicherte Dramatik, von der anhaltende Wirkung ausgeht. Bis 1. Juni.

WERNER THUSWALDNER