Hochglanzkunst aus der Sammlung Daimler
Wien (SN). Es passt gut zu einem Autokonzern, dass es glänzt und spiegelt, dass die Wände übergehen vor Hochglanzkunst. Quadrate und Kreise wie die „Zielscheiben“ (oben im SN/Mumok-Bild) von Poul Gernes, dazu Anordnungen von Neonröhren, bunte OpArt, geometrische Bildchen, die man sich sofort ins Luxus-Penthouse hängen würde. Alles ist todschick, ein Spiel mit Licht, Formen und Farben wie aus einem Designer-Ausstattungs-Labor.
Die Sammlung Daimler zeigt bis 27. Juni im Wiener Museum Moderner Kunst (Mumok) die Schau „Bilder über Bilder“, der Titel kann missverstanden werden. Im optischen Überangebot gibt es wenigstens eine Ikone zum Innehalten, eine Komposition von „Urvater“ Piet Mondrian aus dem Jahr 1917. Das beruhigt. Vielleicht bringt es in diesem oberflächendominierten Umfeld Ian Burn auf den Punkt: Sein „Blue reflex“ ist Autolack.
Natürlich gibt es innerhalb der rund 130 Werke von 75 Künstlern auch Verbindungen festzustellen, Stile, eine Art Chronologie von Oskar Schlemmer und Hans Arp bis hin zu „Promis“ unserer Tage wie Donald Judd, Sarah Morris, Julian Opie, Tom Sachs. Vieles hat der schlichte Mondrian vorweg gesagt.
Von Bauhaus und De Stijl, von der amerikanischen New Color School bis zur europäischen Zero Avantgarde, vom Minimalismus zu abstrakten Avantgarden: Die Schau umfasst 100 Jahre, die „in Dialog“ gehängt sind. Auch Werke aus dem Mumok wurden in das Angebot des Autokonzerns „geschmuggelt“. Zu den Österreichern, die es zum Sammlungsbestand bei Daimler gebracht haben, gehören Heimo Zobernig und Gerwald Rockenschaub, der mit sechs TV-Monitoren Geometrie und Farbe spielerisch in Bewegung setzt.
Übrigens gibt es ein hintersinniges Gegenstück zur opulenten Deko-Art der Daimlers: Dem Multitalent Gerhard Rühm ist zum 80. Geburtstag nebenan eine kleine, feine Schau gewidmet. Das ist Ironie und Kreativität pur! ERNST P. STROBL