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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
04. November 2009
22:45 MEZ

Galerie Amer Abbas, 1060 Wien, Schadekgasse 6-8

 

Zu Gast in Wien
Im Rahmen des Projekts "Temporary Gallery" bespielt die Galerie Christian Nagel die Galerie Amer Abbas

Nach einzelnen Künstlern und Kuratoren werden jetzt ganze Szenen in Bewegung versetzt - "Temporary Gallery" titelt das von Amer Abbas initiierte und von Departure geförderte Projekt, das auf dem Aus- tausch mit internationalen Galerien und Offspaces basiert. Den Auftakt im Kunstbuero macht Christian Nagel.

Eigentlich hat alles in Köln und mit der Schau Sleepwalking angefangen: Von Amer Abbas kuratiert, wurden dort Anfang Oktober die Arbeiten von Künstlern aus Wien präsentiert, die man auch hier mit dem Namen des Galeristen verbindet. Jetzt sind Wien und der renommierte Kölner Galerist Christian Nagel an der Reihe, der interessanterweise nur Künstlerinnen ausgewählt hat. Dass der Austausch lokalen Expertenwissens für den Kunstbetrieb eine Notwendigkeit ist, die nicht nur den Künstlern, sondern auch den Betrachtern etwas bringt, ist eine alte Tatsache, die in der Ausstellung nur einmal mehr deutlich wird: Bis auf Keren Cytter, deren Videoarbeit Untitled heuer schon auf der Biennale in Venedig zu sehen war, oder Adrian Piper, von der man frühe Papierarbeiten in die Ausstellung integrierte, gehören die meisten zu einer jüngeren Kölner bzw. Berliner Szene, die die Galerie neben bekannten Namen wie Andrea Fraser, Martin Kippenberger oder Michael Krebber vertritt.

Dem postkonzeptuellen Ansatz des Galeristen entsprechend bedient sich auch die jüngere Generation sämtlicher Mittel und Medien, um formalästhetische Fragen mit gesellschaftspolitischen zu verknüpfen: Die Unentwegten heißen zwei Recycling-Skulpturen von Kalina Lindena, und Hanna Schwarz hat ihren Raumteiler, der am Boden liegt, mit Nothing Can Stop Us betitelt. Eine weniger abstrakte, aber mindestens ebenso deutliche Sprache, sprechen die Buntstift-Mischwesen von Alexandra Zuckermann, während sich Lone Haugaard Madsen sehr reduzierter Mittel bedient, um die Tradition der Malerei zu befragen. "As if words meant nothing", steht daneben auf einem Plakat, das Mirjam Thomann entworfen hat, und tatsächlich bringen die Künstlerinnen insgesamt wenige Worte ins Spiel: Selbst Hanna Schwarz lässt die Protagonisten ihres Schwarz-Weiß-Films nicht sprechen, sondern mit wiedererkennbaren politischen Gesten ihren (Un)Mut kundtun. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.11.2009)

 

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