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Kunstberichte
Warhol und Nitsch auf der fünften Viennafair, die in der Messehalle A im Prater eröffnet

Altbekannte Namen und ein Flirt mit den Müttern

Auch Ungewöhnliches zeigt die Viennafair, etwa "Mam Mario" von Bartelemy Tuogo, angeboten von Mauroner Contemporary Art Vienna. Foto: Christian Husar

Auch Ungewöhnliches zeigt die Viennafair, etwa "Mam Mario" von Bartelemy Tuogo, angeboten von Mauroner Contemporary Art Vienna. Foto: Christian Husar

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Aufzählung Namhafte Kunst schon ab 110 Euro.
Aufzählung Erstmals Galerie aus den USA dabei.

Wien. Das Wort "Krise" ist tabu auf der fünften Viennafair. 122 Galerien stellen auf der größten Kunstmesse Österreichs aus. 30 davon vertreten den anhaltenden Schwerpunkt Südosteuropa. Erstmals nimmt auch eine Galerie aus den USA teil. Die Veranstalter der Viennafair setzen gegenüber 15.500 Besuchern im letzten Jahr auf eine Steigerung durch den Muttertag. Konsequent, dass Mütter die Messe am Sonntag kostenlos besuchen dürfen. Jugendliche bis 14 zahlen an keinem der vier Tage Eintritt. Freilich: Die einen sind die Kunden der Zukunft. Aber ob die Mütter die Sammlerinnen der Gegenwart sind?

Jedenfalls haben sich bekannte Sammler angemeldet – sogar aus Russland, da dort die Moskauer Kunstmesse verschoben wurde. Ein paar werden auch aus den USA anreisen.

Der künstlerische Leiter der Viennafair Edek Bartz vermeldete bei der Pressekonferenz, unter dem leisen Murren bekannter Galeristen, dass es jedenfalls schon um 110 Euro Namhaftes zu kaufen gäbe. Sonst sind die Preise wohl auch für Mütter persönliche Verhandlungssache, und Kunstjournalisten werden sie ohnehin selten verraten.

Dass die derzeitige Situation die Preise sinken lässt, ist bekannt, darüber zu sprechen wird vermieden.

Neun Galerien aus Polen

Polen ist von den Osteuropäern mit neun Galerien am stärksten präsent, von den Italienern kamen statt acht nur fünf. Aber sonst ist Vieles beim Alten: Im Zentrum befindet sich die

Zone 1 mit den jungen Galerien und jüngeren Künstlern im Programm. Die Einbauten sind allgemein etwas großzügiger geworden, mehr Durchblick auf die Gewinner der Wirtschaftskammer, die Wiener Galerien Andreas Huber und Engholm Engelhorn.

Drei künstlerische Interventionen merkt man weniger als die Institutionen, die sich für ihre Präsentation Besonderes einfallen ließen. Die weißen Laubhütten der Niederösterreich Kultur oder ein von der Angewandten wie 2008 eingesetztes Performanceprogramm, diesmal der Studierenden von Brigitte Kowanz, fallen sofort auf. Martin Rille lässt mit "Coded Sensation" klingende Kostüme und Möbel durch Berührung von Körpern zum "Empfindungsgelände" werden.

Die Empfindungen lassen sich sonst in ruhige Bahnen lenken: Es sind viele bekannte Namen zu finden, etwa längst verstorbene Stars wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Lucio Fontana (bei Benden aus Köln), Joseph Beuys (bei Konzett aus Wien), Marcel Duchamp oder Dan Flavin (bei Winter aus Wien).

Ältere Künstler gehören keineswegs zum alten Eisen der Viennafair – es gibt viel Hermann Nitsch, Otto Muehls Caravaggios aus den Achtzigerjahren, viel Arnulf Rainer, sogar dessen Badener Museum wird schon beworben. Dem sympathischen Daniel Spoerri folgt bei der italienischen Galerie Biasutti & Biasutti ein junger Fallenbild-Objekte- Bauer. Dialoge zwischen Jung und Alt gehören passend zum Begleitprogramm namhafter Kuratoren.

Künstlerinnen wie Xenia Hausner, Gudrun Kampl, Meina Schellander (bei 422 und Walker), Carloa Dertnig und Judith Hopf (bei Andreas Huber), aber auch Frenzi Rigling mit einem Kleiderteppich bei Altenöder, sogar Zeichnerinnen wie Andrea Schnell und Gerlinde Wurth (bei Lang und Insam) halten sich wacker und mit Witz neben internationalen Stars wie Christo & Jeanne-Claude, die von Exner (Wien) vertreten werden.

Das Konzept der Galerien – lieber bekannte Namen als zu viele neue – lässt Wien ein wenig in Richtung der Kunst Basel rücken.

* Viennafair, 7.–10. Mai, Reed

Messe Wien (1021, Messeplatz 1),

Halle A *

Printausgabe vom Donnerstag, 07. Mai 2009

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