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Kunstberichte

Agnes Husslein hält nichts von Edelbert Köbs Erweiterungsbau

Mumok-Erweiterung ist "totaler Schwachsinn"

Der Haussegen hängt schief: Agnes Husslein (l.) hat für Edelbert Köbs Pläne wenig übrig.  Foto: apa/Jäger/Montage: WZ

Der Haussegen hängt schief: Agnes Husslein (l.) hat für Edelbert Köbs Pläne wenig übrig. Foto: apa/Jäger/Montage: WZ

Aufzählung Konflikt zwischen Agnes Husslein und Edelbert Köb.
Aufzählung Umbau des "20er-Hauses" beginnt.

Wien. Als "totalen Schwachsinn" bezeichnete die Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco am Montag Abend im Zigarrenklub in Wien die Idee eines Mumok-Erweiterungsbaus auf der Donauplatte. Was der Mumok-Direktor Edelbert Köb naturgemäß nicht unerwidert lassen will.

Die Ausstellungsfläche aller anderen Bundesmuseen sei in den vergangenen Jahren teils stark gewachsen, "nur im Museum Moderner Kunst, bei dem jeder verstehen wird, dass es den wichtigsten Sammlungsauftrag für die Zukunft hat, ist die Fläche absurder Weise im gleichen Zeitraum um 30 bis 40 Prozent geschrumpft", hält Köb im Gespräch mit der APA dagegen.

"Die Nicht-Existenz eines angemessenen Museums für Gegenwartskunst ist nicht Teil der Museumsdebatte sondern ihre Ursache", formuliert Köb. Die Idee, mit dem Leopold Museum zu kooperieren, habe er bereits vor fünf Jahren in einem Konzept eingebracht, das beinahe zu seiner Kündigung durch die damalige Bildungsministerin Elisabeth Gehrer geführt habe.

Im "weißen Haus" (Leopold Museum) die österreichische Kunst zu zeigen, im "schwarzen Haus" (Mumok) die Moderne und in der Kunsthalle Film, Video, Installation und Skulptur – das ergäbe ein würdiges Zentrum für die Kunst des 20. Jahrhunderts. "Das wäre aber nur eine mittelfristige Lösung, mit der man zehn Jahre Ruhe hätte. Das Museum für das 21. Jahrhundert muss trotzdem gebaut werden."

Nachdem die von Köb bereits 2006 ventilierte Idee eines "Mumok 21" in einer der beiden denkmalgeschützten Rinderhallen am einstigen Schlachthof St. Marx anscheinend versandet ist (Köb: "Kein Mensch weiß, was dort passieren wird".), gibt der Direktor derzeit der Idee einer Dependance auf der Donauplatte den Vorzug. "Es ist ein Muss, dass dort etwas Kulturelles passiert."

Köb bringt Standpunkt in Museumsdebatte ein

Er werde "zur Kenntnis nehmen müssen, dass zeitgenössische Kunst auch woanders stattfindet", hatte Husslein-Arco ihm ausgerichtet. Es gehe ihm keineswegs um eine Monopolstellung, erwidert Köb, "davor schützen uns schon Essl, Secession, Bawag und Generali Foundation oder Kunsthalle, aber es gibt klare Aufträge für Schwerpunkte." Köb wird seine Standpunkte auch in die vom Ministerium initiierte Museumsdebatte einbringen. Obwohl: "Der erste Termin war allerdings völlig belanglos, nur eine Einführung, der zweite handelte von Museumspolitik. Die Diskussion ist ok, ich finde es nur seltsam, dass die Betreiber sagen, sie haben gar keine Meinung, und andererseits Grundsatzpapiere verfassen."

Mittlerweile nähert sich der Beginn des Umbaus des "20er-Hauses", das der Belvedere-Direktion, also Agnes Husslein, untersteht. Die Arbeiten zur Nutzung des Glasstahlbaus aus den 1950ern in der Nähe des künftigen Zentralbahnhofs werden in den nächsten Tagen mit der Unterkellerung des Gebäudes beginnen. 16 Millionen Euro kostet der Umbau, der die Räume für Ausstellungen von österreichischer Kunst "nach 1945 und insbesondere des 21. Jahrhunderts" nutzbar machen soll. Acht Millionen Euro habe sie schon, so Husslein. Wegen weiteren Geldern sei sie in "gediehenen" Verhandlungen.

Etwa 5000 Quadratmeter sollen in dem ehemaligen Österreich-Pavillon der Weltausstellung 1958 für Ausstellungen gewonnen werden. Ins Untergeschoß kommen Arbeiten Fritz Wotrubas, eine Bibliothek und ein Restaurant. Ins Obergeschoß soll Kunst von den "hunderten zeitgenössischen Künstlern, die auf eine Ausstellung warten" kommen, kündigte Husslein an.

Dienstag, 22. Jänner 2008


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