Salzburger Nachrichten am 07. Mai 2003 - Bereich: kultur
GALERIENBLICK

GALERIENBLICK

Eboran, Salzburg

Das "Zuhause", welches Barbara und Samet Reisinger als Wohnung in der Galerie Eboran eingerichtet haben, ist in mehrfacher Hinsicht eine Fiktion. Der Designer hat das Mobiliar entworfen. Vom Regal über Sitzgelegenheiten, Stehlampe, Fernseher mit Tisch, Garderobe bis zum Kamin hat er in präziser Maßarbeit rohe Spanplatten veredelt: ein in seiner Schlichtheit prototypisches Ambiente, dessen verblüffende Materialästhetik eine besondere Atmosphäre schafft.

Der artifizielle Nutz-Raum ist für die Keramikobjekte da. Barbara Reisingers Gefäße fügen sich partnerschaftlich ein, denn auch sie sind keine Gebrauchsgegenstände. In ihnen werden historische Formen zitiert: Tee- und Kaffeekannen, Vasen. Wie in einer richtigen Wohnung stehen sie im Regal, übernehmen aber Funktion und Aussage nicht.

Barbara Reisinger treibt ihr Spiel mit positiven und negativen Formen, die sie aneinanderreiht. Im Schattenspiel, das die Objekte an die Wand werfen, wird die Wirkung verdoppelt. Einen Schritt weiter geht die Künstlerin in den Wandreliefs. Hier neigen sich die Flächen in Schräglagen und ergeben aus unterschiedlichen Blickwinkeln weitere fiktive "mögliche Vasen". Das mündet in ein beziehungsreiches Spiel von Konturen. (Bis 16. 5., Ignaz-Harrer-Straße 19) W. RICHTER