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19.04.2002 - Ausstellung
Der Ikonenmaler aus Wien
Seine Porträts von Romy Schneider, Marlene Dietrich oder Maria Callas zieren so manche schicki-Bar in Deutschland, und an Andy Warhol erinnert nicht nur seine Siebdrucktechnik, sondern auch die Geschäftstüchtigkeit. Der Wiener Andreas Reimann – ein Zeitg
von Peter Neubauer


(c) C. Lukawinsky

Seine Bilder hängen in gestylten Bars in Hamburg, Köln und Berlin. Oder in den weiträumigen Lofts von Menschen, die für einen Romy-Siebdruck gerne ein paar Tausend Euro hinblättern. Und Stars wie Elton John oder Tina Turner signieren die großformatigen Porträts, die der Österreicher von ihnen gemacht hat, um ihnen einen zusätzlichen Glamour-Touch zu verpassen.

Die Rede ist von Andreas Reimann, einem Wiener, der mit seinen Pop-Werken seit einigen Jahren vor allem bei unseren deutschen Nachbarn reüssiert. Auf seinen Bildern zeigt der 37jährige Ikonen des 20. Jahrhunderts, so etwa Marlene Dietrich, Romy Schneider oder Maria Callas. Und wer die schönen, edlen Stargesichter sieht, weiß: Andy Warhol läßt grüßen.

Wie der amerikanische Pop-Artist, so hat auch Reimann keinerlei Probleme damit, mit seinen Werken Geld zu machen. „Für mich war es immer wichtig, Dinge zu produzieren, die den Leuten gefallen“, so der Autodidakt. „Schließlich war das die einzige Möglichkeit, sich zu finanzieren.“ Aufs Malen gekommen ist Reimann während seines langjährigen USA-Aufenthaltes. Für sein erstes Bild gab es einen wirklich handfesten Grund: Der Österreicher wollte Tina Turner kennenlernen. Also malte er die Pop-Lady und überreichte ihr sein Werk anläßlich eines Konzertes. Auf der Bühne, versteht sich.

„Wenn die das gut findet, kann ich nicht so schlecht sein“ – sagte sich Reimann und malte weiter seine Glamourbilder, aber auch Auftragswerke, etwa für Appartementhäuser. Auf seine Instinktsicherheit in Sachen Promis konnte sich Reimann fortan verlassen, ebenso auf seine natürlichen Marketingfähigkeiten. Reimanns nächster Coup: Er ließ seine Bilder, sofern möglich, von den darauf Porträtierten signieren. Etwa von David Bowie, Sophia Loren oder Liza Minelli.

(c) C. Lukawinsky

Um seine Werke unters Volk zu bringen, kümmerte sich Reimann um erfolgversprechende Verkaufslokale. Als der Wiener etwa seine Bilder in den Ringstraßengalerien zeigte, konnte so mancher japanische oder amerikanische Tourist nicht widerstehen. Aber auch im bekannten Hotel Savoy in Köln (wo sich die Sternchen die Klinke in die Hand geben) konnte Reimann ausstellen und seine poppig-dekorativen Großformate richtig in Szene setzen. In den ersten Jahren produzierte der Pop-Ikonenmaler zunächst noch herkömmliche Ölbilder, vor vier Jahren stieg er auf die Siebdrucktechnik um, mit der seinerzeit bekanntlich Andy Warhol für Furore sorgte. „Durch die verschiedenen Farben und Motive habe ich viele Variationsmöglichkeiten“, so Reimann.

Eine ganze Serie stellte der Wiener Warhol-Adept anläßlich des 100. Geburtstages von Marlene Dietrich her – zu sehen (und  zu kaufen) bei der großen Dietrich-Gala des Friedrichstadt Palastes in Berlin Ende Dezember. Da ließ es sich auch Kanzler Gerhard Schröder nicht nehmen, eines der Bilder zu signieren ... Auch bei den World Stunt Awards in Los Angeles konnte der Wiener seine Werke präsentieren. Und Reimann macht weiter, will demnächst ein Atelier in New York erwerben, und in Zukunft zwischen der Alten und der Neuen Welt pendeln.

(c) C. Lukawinsky

Bleibt die Frage nach der Qualität seiner Bildern: Kunstwerke in Warholscher Tradition? Oder Kommerz und Kitsch, bestenfalls zu Dekorationszwecken geeignet? Die Urteile darüber seien ihm egal, beteuert Reimann. „Meine Sachen sind ein Spiegel der Gesellschaft. Sie sind bunt, schrill und verführerisch.“ Kein Wunder, daß Reimann seinen Wiener Verkaufsraum „visual seduction“ („optische Verführung“) nennt. Die negativen Seiten des Lebens überlasse er den zeitgenössischen Künstlern, „die man bei uns so in den Galerien findet“. „Warum machen die so etwa überhaupt?“, fragt er und nennt gleich darauf seinen Leitsatz, den er aus Amerika mitgebracht hat: „Let me entertain you!“ Und das kann Andreas Reimann, zweifelsohne.



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