Seine Bilder hängen in gestylten Bars in Hamburg, Köln und Berlin. Oder
in den weiträumigen Lofts von Menschen, die für einen Romy-Siebdruck gerne
ein paar Tausend Euro hinblättern. Und Stars wie Elton John oder Tina
Turner signieren die großformatigen Porträts, die der Österreicher von
ihnen gemacht hat, um ihnen einen zusätzlichen Glamour-Touch zu
verpassen.
Die Rede ist von Andreas Reimann, einem Wiener, der mit seinen
Pop-Werken seit einigen Jahren vor allem bei unseren deutschen Nachbarn
reüssiert. Auf seinen Bildern zeigt der 37jährige Ikonen des 20.
Jahrhunderts, so etwa Marlene Dietrich, Romy Schneider oder Maria Callas.
Und wer die schönen, edlen Stargesichter sieht, weiß: Andy Warhol läßt
grüßen.
Wie der amerikanische Pop-Artist, so hat auch Reimann keinerlei
Probleme damit, mit seinen Werken Geld zu machen. „Für mich war es immer
wichtig, Dinge zu produzieren, die den Leuten gefallen“, so der
Autodidakt. „Schließlich war das die einzige Möglichkeit, sich zu
finanzieren.“ Aufs Malen gekommen ist Reimann während seines langjährigen
USA-Aufenthaltes. Für sein erstes Bild gab es einen wirklich handfesten
Grund: Der Österreicher wollte Tina Turner kennenlernen. Also malte er die
Pop-Lady und überreichte ihr sein Werk anläßlich eines Konzertes. Auf der
Bühne, versteht sich.
„Wenn die das gut findet, kann ich nicht so schlecht sein“ – sagte sich
Reimann und malte weiter seine Glamourbilder, aber auch Auftragswerke,
etwa für Appartementhäuser. Auf seine Instinktsicherheit in Sachen Promis
konnte sich Reimann fortan verlassen, ebenso auf seine natürlichen
Marketingfähigkeiten. Reimanns nächster Coup: Er ließ seine Bilder, sofern
möglich, von den darauf Porträtierten signieren. Etwa von David Bowie,
Sophia Loren oder Liza Minelli.
Um seine Werke unters Volk zu bringen, kümmerte sich Reimann um
erfolgversprechende Verkaufslokale. Als der Wiener etwa seine Bilder in
den Ringstraßengalerien zeigte, konnte so mancher japanische oder
amerikanische Tourist nicht widerstehen. Aber auch im bekannten Hotel
Savoy in Köln (wo sich die Sternchen die Klinke in die Hand geben) konnte
Reimann ausstellen und seine poppig-dekorativen Großformate richtig in
Szene setzen. In den ersten Jahren produzierte der Pop-Ikonenmaler
zunächst noch herkömmliche Ölbilder, vor vier Jahren stieg er auf die
Siebdrucktechnik um, mit der seinerzeit bekanntlich Andy Warhol für Furore
sorgte. „Durch die verschiedenen Farben und Motive habe ich viele
Variationsmöglichkeiten“, so Reimann.
Eine ganze Serie stellte der Wiener Warhol-Adept anläßlich des 100.
Geburtstages von Marlene Dietrich her – zu sehen (und zu kaufen) bei
der großen Dietrich-Gala des Friedrichstadt Palastes in Berlin Ende
Dezember. Da ließ es sich auch Kanzler Gerhard Schröder nicht nehmen,
eines der Bilder zu signieren ... Auch bei den World Stunt Awards in Los
Angeles konnte der Wiener seine Werke präsentieren. Und Reimann macht
weiter, will demnächst ein Atelier in New York erwerben, und in Zukunft
zwischen der Alten und der Neuen Welt pendeln.
Bleibt die Frage nach der Qualität seiner Bildern: Kunstwerke in
Warholscher Tradition? Oder Kommerz und Kitsch, bestenfalls zu
Dekorationszwecken geeignet? Die Urteile darüber seien ihm egal, beteuert
Reimann. „Meine Sachen sind ein Spiegel der Gesellschaft. Sie sind bunt,
schrill und verführerisch.“ Kein Wunder, daß Reimann seinen Wiener
Verkaufsraum „visual seduction“ („optische Verführung“) nennt. Die
negativen Seiten des Lebens überlasse er den zeitgenössischen Künstlern,
„die man bei uns so in den Galerien findet“. „Warum machen die so etwa
überhaupt?“, fragt er und nennt gleich darauf seinen Leitsatz, den er aus
Amerika mitgebracht hat: „Let me entertain you!“ Und das kann Andreas
Reimann, zweifelsohne.
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