23.01.2002 18:17:00 MEZ
Vorwurf des "Interessenskonflikts" an MuseumsQuartier Gesellschaft
Kunsthalle und Architektur Zentrum warnen: Betriebsgesellschaft ist auch Nutznießer des von ihr selbst verwalteten Komplexes

Wien - Dass die MuseumsQuartier Gesellschaft nicht nur Hausverwalter und Facilitymanager, sondern auch selbst Nutzer des von ihr verwalteten Komplexes ist, darin sieht der Leiter des Architekturzentrums (AZW), Dietmar Steiner, einen "Interessenkonflikt". Er habe auf diesen Konflikt bereits verwiesen und sieht darin einen Umstand, der dazu führen könne, "dass die Stadt Wien ihre Rolle überdenken werde müssen".

Steiner: "ausdrückliche Lüge"

Die nicht zuletzt an seine, Steiners Adresse gerichtete Klarstellung des MQ-Aufsichtsrats, dass "Baumängel laufend behoben" würden, kann er nach eigenen Worten nur so interpretieren, dass der Aufsichtsrat die Darstellung der Geschäftsführung geglaubt habe. Wenn aber auf einer Sitzung im September letzten Jahres etwa ein umgehender Austausch der Portale vereinbart werde und er bis zum heutigen Tag nicht einmal davon verständigt worden sei, dass ein solcher Austausch in die Wege geleitet wurde, dann könne er, meint Steiner, schwer von laufend behobenen Mängeln reden und das nur noch als "ausdrückliche Lüge" bezeichnen.

Mängelbehebung auf eigene Kosten

"Wenn wir nicht selbst Mängel auf eigene Kosten behoben hätten, hätten wir heute noch nicht geöffnet", so Steiner. Dass aber für die Baucontainer, die das AZW im Hof platzieren musste, weil die Werkstatt - wegen Mängelbehebung - noch immer nicht benutzbar sei, vom Museumsquartier Miete für die Aufstellung verrechnet wird, darin sieht Steiner einen besonderen Höhepunkt in der Art der Mängelbehebung.

Steiner: Zusammenkünfte sind "reine Befehlsausgaben"

Zum "Kommunikationsdefizit" hält Steiner fest, dass die von der Gesellschaft initiierten Zusammenkünfte "reine Befehlsausgaben und nicht Koordinationssitzungen" gewesen seien: "Was von den Nutzern da eingebracht wird, wird nicht protokolliert."

Matt: Behinderung statt Unterstützung

Einen Unvereinbarkeit und einen programmierten Konflikt sieht auch Kunsthallenchef Gerald Matt in einer Doppelfunktion als Facilitymanager und Nutzer. "Natürlich besteht da die Gefahr, dass die MQ Gesellschaft sich als Nutzer gegenüber den anderen selber privilegiert. "Das ist doch nicht normal, dass die Gesellschaft, die doch dazu da sein sollte, uns zu unterstützen, alles tut, um uns zu behindern", meint Matt. "Das kann dazu führen, dass die MQ-Geschäftsführung uns Nutzer als Konkurrenten empfindet." Er könne sich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass dies schon jetzt der Fall sei.

Partnerschaft statt Gegnerschaft

"Neben public netbase - die Netztheoretiker wurden wegen einer Kunstinstallation im Innenhof des MQ geklagt - droht nunmehr der Kunsthalle Wien als zweiter Kultureinrichtung des Museumsquartiers von Seiten der Betriebsgesellschaft rechtliche Verfolgung und der Rausschmiss. Wir fordern endlich eine faire Partnerschaft und nicht permanente Gegnerschaft. Die MQ-Betriebsgesellschaft ist primär Facilitymanager und hat hier im Museumsquartier Kunst zu ermöglichen und nicht zu verhindern", so Matt weiter.

Absurditäten

"Rechtliche Schritte gegen Kunst und Kultur führen die Idee eines lebendigen, vielfältigen kulturellen Viertels, mit dem das MQ internationale Anerkennung gefunden hat, ad absurdum. Die in den letzten Wochen immer lauter gewordene Kritik zahlreicher Nutzer zeigt, dass wir endlich in Ruhe für die Kunst, die Künstler und das Publikum arbeiten wollen", schloss Matt.(APA)


Quelle: © derStandard.at