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(27.06.10)
Kunstraum Niederoesterreich


Judith Fegerl - Self
11.06.10 bis 24.07.10

Raum geben

Die Ausstellung Judith Fegerls im Kunstraum Niederösterreich erinnert an eine Reihe bekannter Ausstellungen, die den Ausstellungsraum selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellten oder ihm in irgendeiner Form Gewalt antaten: Santiago Serra, Yves Klein, Daniel Buren, Chris Burden und andere.

Auch diese Ausstellung die den Raum selbst zeigt, ist (wie all diese Ausstellungen) Verweis auf und Reflexion über die Kunstwelt, das Kunstwerk, den white cube.
Judith Fegerl macht den Kunstgriff dahin über das Genre des Sci-fi. Frühere Arbeiten der Künstlerin unterstützen diese Lesart; das Moment der Zerstörung bei den aus den Wänden gerissenen Kabeln und die Dunkelheit des Raums, führen zur Assoziation mit dystopischen Szenarien: man ist an Romane und Filme erinnert, in denen Raum, von allen möglichen Projektionen entleert, als rohe Kulisse zurückbleibt, manchmal alle Erwartungen übertreffend beängstigend (Stanislaw Lems futurologischer Kongress, Matrix), einfach als banale Realität (das Holodeck der Enterprise, Cronenbergs eXistenZ) oder bei denen sich unteschiedliche Realitätsebenen, Realität und Virtualität, bekämpfen und mehrere Realitätsebenen einander überlagern (Lem, eXistenZ, Matrix).

Der Kabelsalat ist zum einen eine Realitätsschicht hinter dem konkreten, architektonischen Raum, die nun (andeutungsweise) auch offengelegt ist, zum anderen fungiert er, aus diesem „dahinter“ herausgeholt, im Raum als Kunstwerk: komponiert, im Raum proportioniert, in den Elementen Kreis und Linie angeordnet, wirken die Kabel an keiner Stelle zufällig runterhängen gelassen und haben selbst Werkcharakter. Die Kabel markieren die Stellen der Steckdosen, die notwendige Verbindung jeder blackbox und jeder weiter entwickelten Technologie zu einem Energie- und Stromnetz. Die Kontemplation über die Realität/ Materialität/Virtualität des Kunstwerks passiert über die unklare Zugehörigkeit von Elementen zu einer bestimmten Raum- und Realitätsschicht. Selbstreflexion, die titelgebend ist. Auch die Datenleitungen sind durch Kabel markiert, jedoch in einer Schleife einzig an sich selbst angeschlossen, eröffnen sie eine weitere, eigene Bedeutungsdimension.

Milena Dimitrova

Kunstraum Niederoesterreich
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