Salzburg (SN-bef). "Der Sinn, der sich aussprechen lässt, ist nicht der ewige Sinn." Die Übersetzung eines chinesischen Spruchs steht auf der Einladungskarte. Was aber, wenn die Sprache - im Fall einer Fremdsprache und einer fremden Philosophie immer unzulänglicher Übersetzungen - nicht reicht zur Erklärung, weil jede Aussage unter anderem unter einer Übersetzung leidet? Vielleicht hilft die Kunst. Und vielleicht hilft eine Ausstellung.
Der Tiroler Bernhard Gwiggner - ausgebildet am Mozarteum und an der Akademie der Bildenden Künste in Wien - beschäftigt sich seit einiger Zeit intensiv mit chinesischer Kunst. Der Erstkontakt passierte vor fünf Jahren durch ein von Bund und Land Salzburg finanziertes Atelierstipendium in Shenyang. Dieser Aufenthalt in der nordöstlich von Peking gelegenen Hauptstadt der Provinz Liaoning habe den 1963 in Wörgl geborenen Gwiggner "nachhaltig geprägt". Für die Ausstellung in Salzburg hat er eine kleine Auswahl seiner umfangreichen Arbeiten rund um das Thema China ausgewählt. Resultate dieser Auseinandersetzung sind ab morgen, Donnerstag, in der Galerie Eboran in Lehen zu sehen (Eröffnung um 19 Uhr).
Während im Museum auf dem Mönchsberg die opulente Schau "Mahjong" (noch bis 11. November) aus der Sammlung des Schweizers Uli Sigg chinesiche Kunst präsentiert, besteht bei den Werken von Bernhard Gwiggner die Möglichkeit, die Schwierigkeiten einer Annäherung aus westlicher Sicht an die fremdartige Welt des Riesenstaates zu erleben.
Vor allem die Installation "Doa ji Jing" verweist auf diese Problematik. Basierend auf der Beschäftigung mit dem gleichnamigen philosophischen Werk (nach der Bibel das weltweit meistübersetzte Buch) thematisiert er in einem meditativ angelegten Langzeitprojekt - Gwiggner arbeitete etwa vier Jahre daran - u. a. die Probleme von Interpretation fremder Kultur.