Kultur

Enorme Energie, grenzenloses Wollen

29.01.2007 | SN
China als "künstlerische Supermacht": SN-Gespräch mit dem Schweizer Kurator Bernhard Fibicher

Graz (SN-m.b.). Der Höhepunkt im künstlerischen China-Boom sei "noch lange nicht überschritten", sagt Bernhard Fibicher, Kurator der Ausstellung "Mahjong", im SN-Gespräch. Seine Ausstellung wird - nach Hamburg - heuer in einer abgewandelten Form im Sommer in Salzburg zu sehen sein.

"Ursprünglich war figurative Malerei in der chinesischen Gegenwartskunst dominant, jetzt gibt es auch exzellente Positionen auf dem Gebiet der Fotografie, Malerei, Installation, Aktion oder Computerkunst", erläutert Bernhard Fibicher. An den Universitäten und Kunstschulen werde derzeit kreativer Nachwuchs "herangezüchtet": "Tausende gut ausgebildete Künstler werden in den nächsten Jahren versuchen, im Kunstmarkt Fuß zu fassen."

Wie kann sich das enorme Interesse des westlichen Kunstmarktes auf die künftige Kunstentwicklung Chinas auswirken? "Die Preise für Bilder sind schon jetzt nicht immer der Qualität angepasst. Künstler werden auch für spekulative Beliebigkeiten mit Geld zugeschüttet", sagt Fibicher. Aus diesem Grund würden sich einzelne Kunstschaffende bereits von der China-Modewelle distanzieren. Dass der kommerzielle Erfolg ein Hindernis für die Vitalität der chinesischen Gegenwartskunst sein könnte, hält Fibicher für "durchaus möglich".

Worin besteht für den Schweizer Kurator die Faszination der aktuellen China-Kunst? "Es sind eine natürliche Unbekümmertheit und eine unglaubliche Energie spürbar. Ein hemmungsloses Wollen, das keine Grenzen zu kennen scheint. In der künstlerischen Supermacht China scheut man sich etwa nicht vor riesigen Formaten: Je mehr Quadratmeter Bildfläche, desto stärker wird man wahrgenommen." Die chinesische Kunst stelle Fragen, provoziere, gebe den Ton an.

Bernhard Fibicher kritisiert die Inzucht und Selbstbezogenheit des westlichen Kunstbetriebs, zum Beispiel würden Ausstellungen in asiatischen Institutionen oder Biennalen nicht als Gradmesser für ein Erfolgsranking akzeptiert. Er sagt, er erwarte allerdings eine weitere Belebung durch den chinesischen Kunstmarkt. "Der einheimische Markt entwickelt sich langsam, aber das wird sich wohl ändern." Fibicher weiter: "Vielleicht gibt es bald schon mehr chinesische als amerikanische Künstler?"

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