Eröffnung 1.9., 19:00
Bis 1. 11.
Einige Dutzend mehr oder weniger ramponierte Tierpräparate liegen mehr geworfen als arrangiert auf der Ladefläche eines Lkw. Dazwischen thront auf einer Leiter ein aus Erde modellierter Mensch, er balanciert ein Joch aus Knochen. Auf der Fahrerkabine sitzt ein Skelett mit Pappnase, und aus einem Megafon plärrt der O-Ton aus "Krieg der Welten". Gloria Friedmann trägt Symbolik mit der breiten Spachtel auf.
Es ist unübersehbar: In ihrer Ausstellung Play-Back aus Eden setzt sie sich mit dem Verhältnis Mensch und Tierwelt auseinander, und diese Beziehung scheint eine für beide Seiten verhängnisvolle zu sein. Die Schöpfung fährt auf einer umgekehrten Arche Noah ihrer Vernichtung entgegen. Die in Frankreich lebende Frankfurterin pflegt auch das aus dem 19. Jahrhundert stammende Genre des "Tableau vivant". Ein solches "lebendes Bild" grast friedlich auf der Wiese vor dem Kunst Raum: Sieben golden gefärbte Kühe wurden mit den Namen der wichtigsten Börsenindizes beschriftet. Das ergibt mit Walzermusik einen Tanz rund um das Goldene Kalb.
Friedmanns Kunst ist keine L'art pour l'art, sie muss nicht gefallen, nicht "schön" sein, sie muss aufrütteln, eine Botschaft transportieren. Das ist politische Arbeit mit den Mitteln der Kunst. Und so engagiert sich Gloria Friedmann, Jahrgang 1950, in bester Tradition der 1980er-Jahre mit Verve und Frische für einen schonenden Umgang mit der Natur. Das ist in unserer hedonistischen und materialistischen Gegenwart schon wieder ganz selten geworden. (mh/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.9.2005)