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© Walter Luttenberger @ Museum Arbeitswelt
Museum Macht Arbeit
In Steyr gelingt es, die Geschichte der Arbeit zu erzählen, die Globalisierung auszuleuchten und in die Zukunft zu blicken.

Eindrucksvollste Station der neuen Ausstellung "working_world.net" in Steyr: Fünf Filme erzählen zeitgleich von der weltweiten Arbeitsteilung anhand der Handyproduktion.

Gemütlich! Wir sitzen in einer Wirtsstube aus den 1930er-Jahren, Symbol der Trennung von Arbeit und Freizeit. Die Holztür drängt den Arbeitstakt irgendwelcher Produktionsmaschinen in den Hintergrund.

Das war einmal, heute hängen wir am elektronischen Bandl von Handy und Blackberrys, sind 24 Stunden verfügbar; eine Entwicklung, die mit Henry Fords Fließband begann und andauert.

"working_world.net" heißt die neue Dauerausstellung im Steyrer Museum Arbeitswelt, die solche Assoziationen hervorruft. Die Dauerschau erzählt aber nicht nur die Geschichte der Arbeit, sondern blickt auch ins Heute und Morgen.

Dabei nimmt der Prozess der Globalisierung (siehe Interview unten) großen Raum ein. In einem solchen hängen fünf Leinwände. Auf jeder plätschert die Geschichte eines zeitgerafften Alltags dahin: jener eines afrikanischen Bergarbeiters, eines IT-Managers in Shanghai, eines indischen Software-Entwicklers, eines Designers aus Los Angeles. Der fünfte Film erzählt vom Anwender jenes Dings, das die vier und viele andere über die Welt verstreute Menschen hoch arbeitsteilig herstellen: das Handy. Nachdenkenswert: Alle Beispielmenschen landen irgendwann -alle viere von sich gestreckt - vor dem Patschenkino.

Kühe weiden in der Stadt

Die Ausstellung stellt sich der Realität. Da wird etwa der Verfall Detroits porträtiert, der ehemals brummenden Hauptstadt des US-Autobaus, in der heute Kühe weiden.

Zur Sprache kommen Themen wie Migration, prekäre Arbeitsverhältnisse, Sozialdarwinismus, Börsen, Standortwettbewerb und Sozialdumping: "Der Wohlfahrtsstaat gefährdet den Standort nicht, sondern fördert den Zusammenhalt einer Gesellschaft", erklärt Museums-Geschäftsführerin Gabriele Heger, im Büro der Zukunft liegend: auf einer Büro-Mittagsschlafliege. "20 Minuten Power Nap, dann zurück an die Arbeit."

Die Themen der Ausstellung mögen sperrig sein. Die bildliche, künstlerische und architektonische Umsetzung ist weitgehend sehr gut gelungen, ein Besuch der Ausstellung damit Bürgerpflicht.

Nähere Infos: http://www.museum-steyr.at/, 07252 / 77 3 51.



OÖnachrichten vom 21.10.2006
 
   



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