In Steyr gelingt es, die Geschichte
der Arbeit zu erzählen, die Globalisierung auszuleuchten und
in die Zukunft zu blicken.
Eindrucksvollste Station der neuen Ausstellung
"working_world.net" in Steyr: Fünf Filme erzählen zeitgleich
von der weltweiten Arbeitsteilung anhand der
Handyproduktion.
Gemütlich! Wir sitzen in einer
Wirtsstube aus den 1930er-Jahren, Symbol der Trennung von
Arbeit und Freizeit. Die Holztür drängt den Arbeitstakt
irgendwelcher Produktionsmaschinen in den
Hintergrund.
Das war einmal, heute hängen wir am
elektronischen Bandl von Handy und Blackberrys, sind 24
Stunden verfügbar; eine Entwicklung, die mit Henry Fords
Fließband begann und andauert.
"working_world.net"
heißt die neue Dauerausstellung im Steyrer Museum Arbeitswelt,
die solche Assoziationen hervorruft. Die Dauerschau erzählt
aber nicht nur die Geschichte der Arbeit, sondern blickt auch
ins Heute und Morgen.
Dabei nimmt der Prozess der
Globalisierung (siehe Interview unten) großen Raum ein. In
einem solchen hängen fünf Leinwände. Auf jeder plätschert die
Geschichte eines zeitgerafften Alltags dahin: jener eines
afrikanischen Bergarbeiters, eines IT-Managers in Shanghai,
eines indischen Software-Entwicklers, eines Designers aus Los
Angeles. Der fünfte Film erzählt vom Anwender jenes Dings, das
die vier und viele andere über die Welt verstreute Menschen
hoch arbeitsteilig herstellen: das Handy. Nachdenkenswert:
Alle Beispielmenschen landen irgendwann -alle viere von sich
gestreckt - vor dem Patschenkino.
Kühe weiden
in der Stadt
Die Ausstellung stellt sich der
Realität. Da wird etwa der Verfall Detroits porträtiert, der
ehemals brummenden Hauptstadt des US-Autobaus, in der heute
Kühe weiden.
Zur Sprache kommen Themen wie Migration,
prekäre Arbeitsverhältnisse, Sozialdarwinismus, Börsen,
Standortwettbewerb und Sozialdumping: "Der Wohlfahrtsstaat
gefährdet den Standort nicht, sondern fördert den Zusammenhalt
einer Gesellschaft", erklärt Museums-Geschäftsführerin
Gabriele Heger, im Büro der Zukunft liegend: auf einer
Büro-Mittagsschlafliege. "20 Minuten Power Nap, dann zurück an
die Arbeit."
Die Themen der Ausstellung mögen sperrig
sein. Die bildliche, künstlerische und architektonische
Umsetzung ist weitgehend sehr gut gelungen, ein Besuch der
Ausstellung damit Bürgerpflicht.
Nähere Infos: http://www.museum-steyr.at/,
07252 / 77 3 51.
vom 21.10.2006 |