Eine Chaplin in Krems: Dolores
Chaplin, 30, kam gestern zur Eröffnung der Ausstellung
"Charlie Chaplin: Mensch, Komiker, Filmlegende" über ihren
berühmten Großvater in die Österreichische
Filmgalerie.
Ist es ein Handikap, mit diesem Namen
aufzuwachsen?
"Nein", versichert sie selbstbewusst,
"warum denn auch? Es ist der Name meines Großvaters, meines
Vaters und nun auch der meine ..." Charlie Chaplin starb am
25. Dezember 1977 in der Schweiz, Dolores wurde am 2. Mai 1976
geboren. Persönliche Erinnerungen an ihn kann sie also kaum
haben.
Es ist in diesem Jahr ihr zweiter Besuch in
Österreich. Im Frühling drehte sie hier Szenen für die
österreichische Produktion "Der Fälscher". Regie: Stefan
Ruzowitzky. Hauptrolle: Karl Markovics. Die bildschöne Dolores
mimt eine "unbekannte Rothaarige", die der "Fälscher" im
Casino von Monte Carlo trifft. Am Strand tanzen sie einen
Tango, sie geht mit ihm ins Hotel, er gibt ihr
Geld...
Einige Sequenzen wurden in Wien gedreht, und
zwar im Palais Schwarzenberg. "Viel Zeit", erzählt sie, "habe
ich nicht gehabt. Ich hatte mich durch Klimt- und
Schiele-Retrospektiven in Paris vorbereitet, bin natürlich ein
bisschen durch die Straßen gezogen, doch für wirkliche
Eindrücke hatte ich zu wenig freie
Stunden."
Michael Chaplin
verweigerte
Der Vater von Dolores ist Michael
Chaplin: "Er war es, der im Film 'King of New York' meines
Großvaters den zwölfjährigen Buben verkörperte, und er war
auch dazu ausersehen, der nächste Schauspieler des
Chaplin-Clans zu werden. Mein Großvater hat es sich gewünscht.
Doch mein Vater hatte schon nach dem 'König von New York'
genug. Dann sagte Tante Geraldine eines Tages: 'Gut, ich
übernehme das!'"
Papa Michael ist im Moment dabei, sich
Lorbeer als Autor zu verdienen: "Eigentlich ist er Philosoph.
Nach langen Recherchen schreibt er nun seinen ersten Roman.
Aber sonst darf ich nichts verraten."
Dolores bekam
ihren Vornamen nach der Schauspielerin Dolores Del Rio. Sie
war die erste Mexikanerin, die zur Hollywood-Diva aufstieg.
Dolores Chaplin wandelte lang in den Fußstapfen der Mutter,
die Malerin und Bildhauerin ist: "Aber ich spüre schon lang
dieses Jucken, diesen Wunsch, Schauspielerin zu werden. Seit
vier Jahren betreibe ich es gezielt, und ich kann mich nicht
beklagen. Ich bekomme Angebote aus allen Richtungen. Dass ich
mehrere Sprachen spreche, kommt mir dabei
zugute".
Dolores Chaplin (kl. Bild) kam gestern zur
Eröffnung der Ausstellung über ihren Großvater Charlie. Fotos:
Österr. Filmgalerie
Mensch, Komiker,
Filmlegende
Die Österreichische Filmgalerie am Campus
Krems zeigt von heute bis 25. Februar 2007 die erste große
Museums-Ausstellung über Charlie Chaplin, paralell dazu weden
im "Kino im Kesselhaus" Chaplin-Filme gespielt. In mehreren
Kapiteln werden Leben und Werk vorgestellt. Im Zentrum der
Ausstellung stehen 150 Objekte, wie Fotos aus Familienbesitz,
Storyboards, dokumentarisches Filmmaterial bis hin zu
Super-8-Familienfilmen. Morgen wird von 18 bis 1 Uhr ein
Chaplin-Spezialprogramm gezeigt.
Info: Österreichische
Filmgalerie, Tel. 027 32 / 90 80 00;
www.filmgalerie.at
vom 06.10.2006 |