Aufbruch in die Moderne | |
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Kein anderer Künstler hat so viele
"unvollendete" Werke geschaffen wie Cézanne. Sie stammen vor allem aus den
letzten beiden Jahrzehnten seines Schaffens, also von etwa 1885 bis 1906,
als Cézanne von finanziellen Sorgen befreit in Südfrankreich in der Nähe
von Aix-en-Provence seinen eigenen Stil fand, um das Licht und die
Schatten der Gegenstände sichtbar zu machen. Bruch mit der Tradition
Klare Zielsetzung Hat Cézanne die Bilder seiner letzten Jahre absichtlich unvollendet
gelassen oder hat er einfach in der Unordnung seines Ateliers den
Überblick verloren? Ist es bloß der Geschmack des ausgehenden 20.
Jahrhunderts, die unfertigen Bilder besonders zu lieben? Und vor allem,
welches Konzept liegt dem Prinzip des Unvollendeten zu Grunde? Das sind
die Fragen, die die Ausstellung - ein absolutes Wunschkind von
Noch-Direktor Klaus Albrecht Schröder, der nunmehr die Geschicke der
Albertina leitet - aufwirft. Fragen, die sich angesichts der Fülle und
Vielfalt an unvollendeten Bildern geradezu aufdrängt. Abmontiert und gefunden
Philadelphia diese Antworten schuldig geblieben. Wien will sie geben, von Fall zu Fall, anhand von 80 Gemälden, 30 Aquarellen und Bleistiftzeichnungen, zwei davon waren bisher unbekannt: ein Mädchenbildnis aus Bukarest und eine Baumstudie, die in der Albertina beim Abmontieren unter einer anderen Zeichnung entdeckt wurde. Wege zum Idealbild Cézanne selbst hat nie klar formuliert, welche Theorie hinter seiner
Malerei steht. Er wollte malen, Theoretisieren langweilte ihn. "Ich suche,
während ich male", sagte er und versuchte zeitlebens den richtigen Bezug
der Bildelemente zueinander zu finden, eine Harmonie zwischen Farben,
Formen und Flächen, indem er mit "allem, was ihm unter die Finger kam", so
Benesch, experimentierte. Immer wieder malt er dieselben Motive, bricht
unwillkürlich ab, stellt ein Bild zur Seite, um es Jahre später wieder zu
bearbeiten, übermalt es mehrmals oder zerstört es überhaupt.
Leere Flecken auf der Leinwand "Der Anspruch an die Vollendung war eine Idee in seinem Kopf. Es
interessierte ihn aber nicht, das im Sinne der technischen, handwerklichen
Vollendung bei jedem einzelnen Bild umzusetzen", erklärt Evelyn Benesch.
Und er hatte mehr Angst davor, durch Einfügen eines falschen Farbtons oder
einer falschen Pinselstruktur dem Werk mehr zu schaden, als es die leeren
Leinwandstellen taten.
Dennoch, aufgeben wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Als er sich in der
Person des scheiternden Malers in "L'Oeuvre", dem 1886 erschienenen Roman
von Emile Zola, zu erkennen glaubt, bricht er sofort jeden Kontakt zu
seinem Jugendfreund Zola ab. "Wie kann er es wagen zu behaupten, ein Maler
bringe sich um, weil er ein schlechtes Bild gemalt hat!", empörte er
sich. Links: Cézanne im Kunstforum
mit ausführlicher Biografie und Serviceangebot, Cézanne.com: die einzige ausschließlich dem französischen
Meister gewidmete Webseite. Tipps: In der Reihe "einfach klassisch" zeigt ORF2 am Sonntag, dem 23. Jänner
um 23.15 Uhr das Porträt "Paul Cézanne - Ein Pionier der Moderne".
Wiederholung am 30.1. um 9.45. "Eine Annäherung an Cézanne" versucht das Salonkonzert am Donnerstag, dem 3. Februar, im Großen Sendesaal im RadioKulturhaus u.a. mit Markus Davy (Klavier), Woody Schabata (Mallets) und der Gruppe Triology mit Orgelkompositionen. | ||||||||||