VN Do, 10.1.2002

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Medien
Welt

Chronik
Notdienste
Wohin
Leserbriefe
TV
Gesundheit
VN-Heimat

Anzeigen






Kultur 

KOMMENTAR

Erfolge, Diplomatie und Weiblichkeit

VON CHRISTA DIETRICH

Eckhard Schneider argumentiert diplomatisch. Besucherzahlen sind ein Gradmesser für den Erfolg, aber natürlich nicht der einzige. Wenn das Kunsthaus Bregenz 19.000 Eintrittskarten mehr ausgegeben hat als im Vorjahr, so ist das abgesehen von einer Steigerung der Einnahmen ein unübersehbar positiver Faktor. Man hat mehr Rahmenveranstaltungen ausgerichtet und die Vermittlungsarbeit verstärkt. Man weiß, dass Einzelausstellungen generell ein größeres Publikumsecho hervorrufen als Themenprojekte. Die Frage ist, wie lange man im Reigen großer Namen mittanzen kann.

Grundsätzlich wohl noch eine ganze Weile. Ein wesentlicher Faktor, auf den man vertrauen kann, ist letztlich das Kunsthaus selbst - die Architektur. Das Interesse vieler Besucher, darunter jene, die mit dem Werk der einzelnen Künstler, die präsentiert werden, schon vertraut sind, wird der Frage gelten, wie die Künstler mit der Architektur umgehen, ob die Vorgabe, dass die Arbeiten speziell auf das Haus ausgerichtet sind, überhaupt eingelöst wird oder eingelöst werden kann.

Im Vorjahr sollten es ursprünglich sieben Künstler (inklusive Tony Oursler) sein, die präsentiert werden, nachdem Douglas Gordon ins neue Jahr übernommen wurde, sind es sechs geworden. Diese Zahl ist 2002 gleich geblieben. Die jeweils längere Ausstellungsdauer kann man sich aufgrund der internationalen Präsenz der Namen durchaus leisten. Freilich wird Douglas Gordon nun mit besonderem Interesse erwartet, auch der auf der letzten Biennale von Venedig gefeierte Pierre Huyghe. Besonders spannend dürfte aber der Ausstellungssommer mit der radikalen Haltung zur Weiblichkeit von Louise Bourgeois werden.

Und Ruth Schnell, eine Künstlerin aus Vorarlberg, die längst internationale Bedeutung erlangte, ist in ihrer Heimat ohnehin unterrepräsentiert und wäre ohne das Engagement privater Galeristinnen hier bis zur Verleihung des Internationalen Kunstpreises des Landes im vergangenen Sommer wohl kaum bekannt gewesen. Das hat einerseits mit dem geringen Verständnis für Medienkunst zu tun, anderseits mit dem - auch im Kunstbereich - herrschenden Machismo. Diese Diagnose ist im Übrigen nicht unbedingt auf die Verteilung der Posten zurückzuführen. Bekannt ist, dass es immer noch Künstlerinnen gibt, die Machismo akzeptieren - gelegentlich um sich daraus Vorteile zu verschaffen.




Kultur 

Zum Seitenbeginn