02. Juni 2010 - 00:04 Uhr · Von Gudrun Koller · Schärdinger Volkszeitung

„Von Reise zu Reise wurde ich offener“

„Von Reise zu Reise wurde ich offener“
ANDORF. „Jokes are different: Die Witze sind anders“, nennt Nandita Kumar eine Schwierigkeit, wenn man in einer anderen Kultur Fuß fassen möchte. Die Künstlerin lebt seit kurzem in Andorf.

Ist sie nun Inderin mit neuseeländischem Pass, oder Neuseeländerin mit indischen Wurzeln? In den 28 Jahren ihres jungen Lebens hat Nandita Kumar bereits auf allen fünf Kontinenten gelebt: Geboren auf Mauritius, wo ihr Vater bei der indischen Navy stationiert war, wuchs sie in verschiedenen Regionen Indiens auf. 2003 entschied sich ihre Familie, nach Neuseeland auszuwandern. In Auckland studierte Nandita Malerei, ihren Master machte sie in Los Angeles. Dort lernte sie ihren Freund Peter Mayer aus Andorf kennen. Seit einem Jahr lebt sie mit ihm auf dem Bauernhof der Familie Mayer.

Die Grundfragen „Wohin gehöre ich?“ und „Wer bin ich?“ prägen die surrealistischen Arbeiten der jungen Malerin und Filmemacherin. Ihre experimentellen Animationen beschreibt die Künstlerin so: „In meinen Filmen mache ich Reisen in mein Inneres. Sie haben keine Sprache, trotzdem habe ich viel zu erzählen.“ Hier im Innviertel leitet sie Workshops und macht Trailer für andere Künstler, wie das Spiel-Festival der Mayer-Brüder oder für die Kinderliedermacherin Mai Cocopelli.

„Das Leben in Andorf ist anders als in den Großstädten, in denen ich bisher gewohnt habe“, vergleicht Nandita, „aber nicht langsamer. Ich bin immer beschäftigt.“ Derzeit malt sie vor allem Bilder für ihre Ausstellung, die ab 12. Juni am Schlossergütl der Mayers zu sehen sein wird.

Die Entscheidung, nach Österreich zu gehen, fiel Nandita nicht leicht. In erster Linie, weil sie noch nicht gut Deutsch spricht. Und weil sie ihre Freunde, künstlerischen Kontakte, Jobs, Gewohnheiten und die multikulturelle Gesellschaft in Amerika zurücklassen musste. Aber: „Je mehr ich gereist bin, desto offener bin ich geworden.“

Sie lebt nach dem Motto: Du lernst von mir und ich von dir. Die Menschen in ihrer neuen Heimat beschreibt sie als warmherzig, neugierig und ehrlich. „Ich liebe eure Kuchen und eure Wurst!“, schwärmt Nandita Kumar. Dass sie zur Begrüßung bei einer Veranstaltung einen Korb mit Lebensmitteln geschenkt bekam, erstaunte sie: „Das habe ich noch nirgends auf der Welt erlebt!“

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/innviertel/schaerding/art14856,402959
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