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14.05.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Lentos: Ausklang und Einstieg
Wachablöse im Lentos: Direktor Peter Baum gibt die Stafette weiter an seine Nachfolgerin Stella Rollig und verabschiedet sich mit einer Expressionismus-Ausstellung.

Mit einem Tag der offenen Tür feiert das „Lentos Kunstmuseum Linz“ am 15. Mai Geburtstag. Vor einem Jahr sorgte das neu eröffnete Haus für Furore in der Museumslandschaft. Das Lob als schönster Museumsbau Österreichs war einhellig. Wie ein Schiff liegt der glasverkleidete Quader nun an der Donau, um die ehemalige „Neue Galerie der Stadt Linz“ in die Zukunft zu führen. Schöner Ausklang für Langzeit-Direktor Peter Baum, der das Museum für den Großteil seiner Amtszeit in den beengten Räumen eines Einkaufszentrums führen musste. Und eine spannende Herausforderung für die neue Direktorin Stella Rollig.

Wie Rollig in ihrer Antrittsrede erklärte, möchte sie das Profil des Museums um Kunst in neuen Medien erweitern. Dass diese, wie angesichts des Linzer Backgrounds der „Ars Electronica“ spekuliert wurde, nur auf Roboter und Hochleistungsrechner beschränkt sein soll, ist eine Mär, der Rollig mit ihren ersten beiden Ausstellungen nach­drück­lich entgegentritt. So schleust der Brite Darren Almond für die Video-Sound-Installation „Live Sentence“ Geräusche und Bilder aus der Linzer Justizanstalt mittels Live-Schaltung ins Museum ein.

Abschiedsausstellung.  Für ihr Bilderbank-Projekt „Licht/Bild/Realität-Atlas“ haben Gustav Deutsch und Hanna Schimek die hauseigene Sammlung klassischer Fotografie durchforstet, um im Zusammenspiel mit eigenen, assoziativ auf Leuchttischen angeordneten Digitalbildern die Beziehung von Wirklichkeit und Abbild zu untersuchen. Ein letztes Mal mit der Sammlung arbeitet auch Peter Baum. Der scheidende Direktor, der für sein Lebenswerk vor kurzem mit dem renommierten österreichischen Kunstpreis „OscART“ ausgezeichnet wurde, verabschiedet sich mit „Karl Schmidt-Rottluff“ nun definitiv in den Ruhestand. Grundlage der Ausstellung ist eine Schenkung von insgesamt 36 Werken – Skulpturen, Zeichnungen, Holzschnitten, Radierungen und Kunsthandwerk – aus dem engeren Freundeskreis des Künstlers. Zusammen mit anderen, bereits in der Sammlung vorhandenen Holzschnitten ermöglicht die Schau einen präzisen Blick auf die expressiven Qualitäten des Brücke-Künstlers, dessen grafisches Werk gleichwertig neben dem malerischen steht. Typisch für Baum, dem die Vermittlung immer ein besonderes Anliegen war, ist die Einbettung des Schmidt-Rottluffschen Oeuvres ins kunsthistorische Umfeld des deutschen wie auch österreichischen Expressionismus. Die gezeigten Werke von Nolde, Pechstein, Mueller, Modersohn-Becker, Schiele, Kokoschka, Faistauer, Kolig und anderen stammen sämtlich aus der Sammlung des Lentos.

Tipp:

Lentos Kunstmuseum Linz: „Darren Almond: Live Sentence“, 14. 5.–27. 9.; „Gustav Deutsch/Hanna Schimek: Atlas“, 14. 5–16. 8; „Karl Schmidt-Rottluff“, bis 27. 9. 15. mai: Tag der offenen Tür.
Info: 07070/36 00, http://www.lentos.at/

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