22.08.2003 12:51
"Wir sind eben mehr Weltstadt als
Salzburg"
Diebische Freude im Kärntner Maria Saal, wo
eine Phallus-Skulptur ganz unbehelligt steht - Foto
Maria Saal - Eine mehrere Meter hohe Phallus-Skulptur steht seit
einiger Zeit in der Kärntner Gemeinde Maria Saal (Bezirk Klagenfurt-Land) gleich
hinter der altehrwürdigen Domkirche. Ein Skandal, wie er unlängst in Salzburg um
den "Arc de Triomphe" der Künstlergruppe Gelatin entstand, ist aber weit und
breit nicht in Sicht.
"Heute nacht" hat Bozin Kuzmann die Skulptur
getauft, die er im Rahmen des 2. Internationalen Bildhauersymposions geschaffen
hat. Zwölf Bildhauer aus Österreich, Slowenien und Italien waren Anfang Juli
nach Kärnten gekommen, um ihre Kunst in aller Öffentlichkeit zu zelebrieren. In
der Gemeindestube ist ebenso eine Skulptur zu sehen wie nahe des Doms. Der
Phallus von Kuzmann, um 7.000 Euro käuflich erwerbbar, wurde auf einem Parkplatz
nahe des Doms aufgestellt.
Attraktion
"Bei uns hat sich
noch niemand aufgeregt", hieß es im Gemeindeamt. Ganz im Gegenteil, die Skulptur
sei drauf und dran, dem Dom den Rang als meist fotografiertes Objekt in der
Marktgemeinde den Rang abzulaufen. Bei einem Lokalaugenschein Freitag Vormittag
wurden die Aussagen bestätigt. Touristen, die den Fußweg von der Kirche zum
Parkplatz nehmen, bestaunen das aus Buche gefertigte Exponat. Ein älteres
Ehepaar umkreiste es mehrfach, mehr als ein Kopfschütteln oder ein wenig
misstrauische Blicke vor allem seitens der Damenwelt waren jedoch nicht zu
registrieren.
Auf die Frage, ob sie sich denn nicht gestört fühle von der
Skulptur, meinte eine ältere Frau: "Warum sollte es mich stören, es gefällt mir
zwar nicht besonders, aber ich wäre strikt dagegen, dass man es verhüllt oder
gar wegräumt." Worauf eine Ortsbewohnerin spontan hinzu fügte: "Wir sind eben
mehr Weltstadt als Salzburg."
Salzburger Sommertheater
In
Salzburg sorgte knapp vor Beginn der Festspiele die von der Künstlergruppe
Gelatin vor dem Rupertinum errichtete Skulptur "Arc de Triomphe" für einen
kleinen Kunstskandal. Nach Interventionen von Bürgermeister Heinz Schaden (S)
und Landeshauptmann Franz Schausberger (V) musste die nackte Männerskulptur mit
erigiertem Penis zunächst verhüllt und eine Woche später abtransportiert werden.
(APA)