profil-Cartoonist Rudi Klein
veröffentlicht zwei neue Bücher und begründet damit seine
„Bibliothek der reich bebilderten Verzweiflung“.
Wo andere mit Tobsuchtsanfällen
reagieren, lacht Rudi Klein nur: Etwa damals, als sich Tochter Mimi
über Vaters Auto hermachte. Mit einem Stein ritzte sie kunstvoll
„Rudi“ ins teure Blech. Klein fand das „irrsinnig komisch. Bei
solchen Aktionen geht mir das Herz auf. Ich merke dann: Humor, es
gibt ihn ja!“ Wo andere Humoristen von Berufs wegen glauben, extra
gute Laune zur Schau tragen zu müssen, da bleibt Rudi Klein
verlässlich grummelig. „Man braucht eine gewisse Bitterkeit, um
dieses Zeug zu tun“, zitiert Klein in diesem Zusammenhang den
US-amerikanischen Kultzeichner Robert Crumb. „Klein ist missmutig,
mieselsüchtig und stets schlechter Dinge“, behauptet Armin Thurnher,
Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung „Falter“, der – wie profil –
das Vergnügen hat, mit Klein seit Jahren zusammenzuarbeiten.
Erwartungshaltungen enttäuscht Cartoonist Klein seit jeher,
Witz muss Widerhaken haben: Parfümiert-blümchenhaft-schöngeistig hat
Klein, 1951 in Floridsdorf geboren und auf den gravitätischen
Vornamen Rudolf getauft, nie gezeichnet; unter den Pseudonymen Ivan,
Ruud, Olf oder Rhoemheld beliefert er nun seit über zwei Jahrzehnten
„trend“ und profil, die „Süddeutsche Zeitung“ und das Wochenblatt
„Die Zeit“, die Arbeiterkammerzeitung und das deutsche Satireblatt
„Titanic“ mit bärbeißigem Humor und gezeichnetem Nonsens. Das war
bereits in „Biere auf der Flucht“, seinem ersten Sammelband von
1993, so: „Wie man problemlos Hunde in öffentlichen Verkehrsmitteln
transportiert“, belehrt er da im Rahmen einer Zeichnung, auf der
eine Metalldose zu sehen ist, mit dem Schriftzug: „Faschiertes.
Extra fluffig“.
Brutpflege & Sinnfragen
Im Frankfurter Buch- und CD-Versand Zweitausendeins
sind nun zwei neue Klein-Werke erschienen, die zugleich die auf
Klein exakt zugeschnittene „Bibliothek der reich bebilderten
Verzweiflung“ begründen. „Pannöse Brutpflege“ dreht sich, wie
bereits der 1997 erschienene Band „Gnadenlose Knirpse“, um die
lieben Kleinen. Klein at his best: „Wie gute Kinderbücher beginnen
…“, verrät er darin. Darunter hat er einen gar gekochten Schinken
gezeichnet und den überaus gelungenen Anfang eines Kinderbuchs
vermerkt: „Das ist Helene. Sie hat viele
Freunde.“
„Abkeimende Sinnfragen“ zeigt eher den
philosophischen Klein. Scherzprobe aus der gewohnt üppigen, von
minimalistisch, stets ohne Hals und Unterkiefer gezeichneten Figuren
umrahmten Klein’schen Kurzprosa: Kommt ein Mann zum Psychiater. Sagt
der Psychiater: „Wollen Sie jetzt mit Ihrer Mutter schlafen oder mit
meiner?“ Überdies gestaltet Klein das legendäre „Merkheft“, die
achtwöchentlich erscheinende Zweitausendeins-Programmvorschau, nach
35 Jahren erstmals neu: Ein Sparpaket wird da präsentiert, bei dem
sogar Selbstlaute dem Sparprogramm zum Opfer fallen: „Shr gt!“
Eine „Auszeichnung“ ist es für Klein übrigens, wenn seine
aus Zeitungen und Zeitschriften gerissenen Witze schließlich auf dem
Klo zu hängen kommen. Daher ist es auch verständlich, dass er der
regelgerechten Einordnung der beiden neuen Klein-Odien in die
wohlsortierte Heimbibliothek irgendwie skeptisch entgegenblickt.