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13.03.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Galerie Hubert Winter. Vor fünf Jahren präsentierte das Wiener Museum moderner Kunst Haim Steinbach vor allem als postmodernen, postkonzeptuellen Bildhauer und Installationskünstler. Jetzt stellt er sich in Wien mit einer wunderbar reduzierten Rauminstallation ein, deren zentrale Elemente Typographie, Worte, Zeichen sind: ein "Or" in großen Lettern, eine monumentale schwarze Tuschefläche, daneben wieder, schwarz auf weiß, ein "Yo". Ergänzt wird das Ensemble durch eine Reihe kleiner Zeichnungen. Jede in anderer Typographie gehalten, zeigen sie Textfragmente, ein Wort, ein Schriftbild oder auch Produktnamen aus dem Konsumalltag.

Steinbachs Arbeit basiert auf dem Zitat, das er - oft in Wiederholung - zum Objekt seiner Werke macht. Wenn er dafür auf Fundstücke aus dem Alltag der Sprache zurückgreift, entsteht daraus nachgerade visuelle Poesie - ein Vergleich, der diesem wichtigen Vertreter der Postmoderne so unrecht nicht ist. (VII., Breite Gasse 17; bis 29. März).

Galerie Chobot. Unter dem schlichten Motto "Skulpturen" begeht Dagmar Chobot ihr 30-Jahr-Jubiläum als Galeristin und verweist mit dieser Ausstellung auf einen zentralen Aspekt ihres Programms. Versammelt sind Bronzeskulpturen von Alfred Hrdlicka, Josef Pillhofer, Andreas Urteil, Bruno Gironcoli, Okar Bottoli und anderen. Gar nicht so richtig ins Klassiker-Konzept passen will Hermann J. Painitz, der mit einer faszinierenden, als "anonymes Porträt" angelegten Photoarbeit vertreten ist. Ebenso Dieter Appelt: Der deutsche Photograph überrascht mit einer romantischen Bodenskulptur aus Glas und Ästen. Neue skulpturale Lösungen zeigen auch der vor allem als Schmuckdesigner erfolgreiche Peter Skubic und Gerhard Moswitzer (I., Domgasse 6; bis 20. April).

Charim Galerie. Ist es Malerei? Photographie? Photographierte Malerei? Was aussieht wie ein Gefüge aus riesigen Pinselstrichen, erweist sich als photographisch reproduzierte, extrem vergrößerte Malerei. Umgekehrt wird eine kaum fingernagelgroße, irgendwo mitten im Bild plazierte Photographie zum Fokus der Malerei. Der Russe Anatolij Shuravlev läßt mediale Grenzen verschwimmen. Winzige Photos von Stars, Sportlern und Models gießt er in Acrylkugeln oder läßt sie den Abschluß raumgreifender Drahtskulpturen bilden. Die Kunstgeschichte und ihr Kanon lassen grüßen - und melden sich durch den Filter des Medienzeitalters zurück. (I., Dorotheergasse 12; bis 24. März).



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