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Die Ausstellung ist betitelt
mit ‹I Am The Y2K Bug› – der kleine Fehler im Computersystem, der
absurderweise zum Inbild der Jahrtausendwende geworden ist. In der
Ausstellung spielt der Titel auf die Eingangsinstallation an, die von
Zufälligkeit lebt: Die Besucher müssen 200 verborgene Kontaktstellen im
Boden passieren, die mit Mengen von kleinen Sprengkörpern verbunden sind,
einzeln ausgelöst werden und mit einer Rauchwolke explodieren. Im zweiten
Raum zeichnete Cai eine Feuerlinie an die Wand, den Abschluss bildet der
Kunstrasen-Raum mit elf Ventilatoren, wo die Besucher zwei kleine
Papierdrachen steigen lassen können. Gleichzeitig steht für die
BesucherInnen ein heilsamer Tee aus einem holzartigen Pilz bereit.
Dynamit, Drache, Pilz dominieren die Ausstellung und sind symbolkräftige
Bilder für Gegensätze: Schiesspulver als Substanz, die zugleich als
mörderische Waffe und als medizinisches Heilmittel eingesetzt wird. Der
Drache – laut Cai – als Inbegriff von Willen und Stärke, als Brücke
zwischen Himmel und Erde und zugleich als Träger von menschlichen Ängsten
und Wünschen. Und die Wolke der Atombombe als Sinnbild des 20.
Jahrhunderts, währenddem der holzartige Pilz, ‹Reishi›, seit Jahrtausenden
der bekannte Wirkstoff des in der Ausstellung bereitstehenden Tees
ist.
Für die Eröffnungs-Aktion, ‹Project for Extraterrestrials No.
32›, liess Cai Zündschnüre über die vier Baukräne der Baustelle des
‹Museumsquartiers› verlegen und ‹einen Drachen in den Himmel schreiben› –
ein Lichtzeichen für Ausserirdische, das für die Irdischen noch lange als
Rauchwolken über dem Gelände schwebte.
Die Ausstellung provoziert
auch Fragen nach dem Grund für das in den vergangenen Jahren plötzlich
steigende Interesse an chinesischer Kunst. Seit 1978, zwei Jahre nach Maos
Tod, verfolgt China eine sehr langsame Öffnungs- und Reformpolitik, die
1982 mit dem Verfassungsrecht auf Gründung von Individualbetrieben, elf
Jahre später mit der ökonomischen und rechtlichen Gleichstellung
verschiedener Eigentumsformen, jetzt im entscheidenden Schritt, der
Erlaubnis des internationalen Warenimports, kulminiert. Mit dieser
Entwicklung geht allerdings auch Chinas Anspruch einher, international als
Weltmacht oder als zumindest regionale Ordnungsmacht anerkannt zu werden –
mit wachsendem aussenpolitischem Erfolg. Parallel dazu verläuft die Kurve
des chinesischen Kulturexports, der von bildender Kunst bis zu
chinesischen Heilpraktiken reicht: eine Aufrechterhaltung von Gegensätzen
frei nach Cais Paradigma?
Bis 27.2.2000
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