Ausstellung: Plamen Dejanoff. Heads & Tails
Das Modell als diskursives Konzept
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Dejanoffs Modelle aus Tonerde. Foto: W. Woessner/MAK
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Von Brigitte
Borchhardt-Birbaumer
![Aufzählung Aufzählung](00090856-Dateien/wzfeld.gif)
Plamen
Dejanoffs vier Modelle zu "The Bronze House" sind aus dunkler Tonerde,
die sich als Bronze ausgibt. Als utopisches
Modell soll die
ausgeführte Archiskulptur in der bulgarischen Stadt Veliko Tarnovo, in
der es keine Institution für zeitgenössische Kunst gibt, im Projekt
"Planets of Comparison" real bespielbarer Baukörper werden.
In der aktuellen Vieldeutigkeit wird das Zwitterwesen Kunst und
Architektur verbinden sowie Symbolträger eines sozialen Netzwerkes
werden. Womit der Künstler die für ihn bekannte Achse zur Ökonomie
herstellt, die er schon in einigen Werken während der nun 15 Jahre
dauernden Beziehung zum MAK zum einen ironisch, zum anderen ganz
professionell gesucht hat.
Die siebte Schau von "Künstler im Fokus" im Gegenwartsdepot des
Museums trifft also auf keinen Unbekannten – gefördert von Peter Noever
persönlich. Gemeinsam mit dem zuvor gezeigten Liam Gillick durchbricht
er geschickt die Grenzen zwischen Kunstgattungen, befragt
Rahmenbedingungen und schneidet auch in die aktuelle Doppelbödigkeit
zwischen Pop und Konzept seine ganz spezielle Position wie ein
Kuchensegment ein. Recherche und Label spielen dabei ebenso eine Rolle
wie die genaue Materialbefragung.
Bezüge zur Geschichte der modernen Avantgarden seit Marcel Duchamp
werden mit den lokalen Traditionen seiner bulgarischen Heimatstadt in
Relation gesetzt. Geopolitik trifft Kritik am Modernismus wie
Industriedesign das Handwerk.
In der Kooperation mit Gillicks modulhaft generierten Stufensockel in
verschiedenen Farben für Dejanoffs vier Hausmodelle, lässt sich die
bereits von Constantin Barancusi gestellte Frage neu formulieren: Wer
ist wichtiger, ausgestelltes Exponat oder Sockel? Beim Teamwork zweier
international vernetzter Künstler ist das demokratische Prinzip
vorgegeben, aber das Denken der Betrachter nicht. Man sollte also durch
diese Konzepte zwischen Ethik und Ästhetik springen, Kunst und Kommerz
unterscheiden und die gesellschaftliche Relevanz neuer Konzeptkunst
erfassen. Wunschbilder, die von solchen komplex zu einem Baukastensystem
addierten Architekturmodellen ausgehen, gab es auch in der Wiener
Architektur der späten 60er und 70er Jahre. Der Unterschied heutiger
Künstler ist fast nur der professionellere Umgang mit
Kunstinstitutionen.
Ausstellung
Plamen Dejanoff. Heads & Tails
MAK
Schausammlung Gegenwartskunst
Bis 27. Februar 2011
Printausgabe vom Mittwoch, 29.
September 2010
Online seit: Dienstag, 28. September 2010 17:20:00
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