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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
04. Februar 2009
18:41 MEZ

Hilger Contemporary, Dorotheergasse 5, 1010 Wien, bis 19. 2.

 

Manga meets sexistischen Horror-Splatter: Kenichi Yokonos "Dreamy Gaze (girl looking in the ghost house)", 2008.

 

 


Horror des Alltags - geschnitzt und gesprüht
Kenichi Yokono und Erik Binder in der Galerie Hilger Contemporary in Wien

Ursprünglich sollten Kenichi Yokono und Erik Binder gleichzeitig, aber getrennt voneinander präsentiert werden. Während des Ausstellungsaufbaus ergab sich aber ein stimmiger Dialog zwischen den Arbeiten des Japaners und des Slowaken.

Während sie formal nicht unterschiedlicher arbeiten könnten, eint die beiden gleichaltrigen Künstler (35+) - leider - ein stark einseitiger und sexualisierter Blick auf die Frau. Yokono nutzt die uralte Technik des Holzschnittes - der japanische Ukiyoe (Holzstockdruck) diente als Inspiration - und rollt ausschließlich rote Farbe auf die weiß besprühten, geschnitzten Platten. Die geringfügig modifizierten Manga-Motive seiner Serien ("Der Horror des Alltags" / "Horror Pop") sind jedoch höchst gegenwärtig. Das Gespenstische lauert in den unbearbeiteten Flächen oder etwa in Astlöchern, die Zielscheiben gleichen. Yokono will nicht den "Wahnsinn im täglichen Leben" darstellen, sondern "etwas visuell Schönes innerhalb scheußlicher, beängstigender Dinge. Dies gilt ganz allgemein für alle meine Arbeiten und ist auch der Grund, warum ich oft Rot verwende, eine starke Farbe, die oft mit Blut assoziiert wird."

Binder, aus der Graffiti-Szene kommend, bricht mit dem Perfektionismus des Sprayer-Genres und lässt kreischbunte Farben expressiv und frei nach Heraklits Satz "Panta rhei!" "fließen". Neben der visuellen Freude ihrer formal attraktiven Arbeiten ist das Ungebrochene, Unhinterfragte ihrer Motive ein inhaltliches Manko. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.2.2009)

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