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Max Hollein im Frankfurter Städel
Kunst
Schirn-Chef Max Hollein wird auch Städel-Direktor

26. April 2005 Max Hollein wird als Nachfolger von Herbert Beck Direktor des Städelschen Kunstinstituts. Damit übernimmt Hollein in Personalunion die Leitung der Schirn Kunsthalle, des Städelmuseums und des Liebieghauses. Der 1969 geborene Kunsthistoriker und Betriebswirt, der vor dreieinhalb Jahren Chef der Schirn wurde und seither mit einer Reihe erfolgreicher Ausstellungen von sich reden machte, soll im Januar 2006 die neue Position antreten. Beck wird ihm, um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen, noch bis Ende April zur Seite stehen.

Mit Vollendung seines 65.Lebensjahres tritt der jetzige Städeldirektor dann in den Ruhestand. Dies hat am Dienstag Nikolaus Schweickart, Vorstandsvorsitzender der in Bad Homburg ansässigen Altana AG, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Städel-Administration bekanntgegeben. Eine Findungskommission sei nicht eingesetzt worden, sagte Schweickart: "Die Findungskommission, das war ich." Er habe mit internationalen Museumsleuten über Kandidaten für die Neubesetzung gesprochen, und immer wieder sei dabei der Name Hollein gefallen.

Für längere Zeit an Frankfurt gebunden

Der Entscheidung für Hollein habe Frankfurts Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff (SPD) spontan zugestimmt, sagte Schweickart. Indem man fast ein Jahr vor dem offiziellen Amtsantritt die Entscheidung verkünde, wolle man Spekulationen unterbinden. Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) sprach am Dienstag von einer "ganz großen Stunde für die Stadt". Schon bei ihrem ersten Treffen mit Hollein 1998 in New York habe sie den Gedanken gehabt, ihn zurück nach Europa zu holen.

Andere Kunstinstitutionen hätten in jüngster Zeit auf Hollein das "Auge der Begehrlichkeit" gerichtet. Da sei sie dankbar, daß dieser "junge bedeutende Mann" jetzt für einen längeren Zeitraum an Frankfurt gebunden werde. Der Vertrag, den Hollein erhält, wird nach Auskunft des Kulturdezernenten zunächst auf fünf Jahre befristet. "Heute ist ein glücklicher Tag nicht nur wegen einer Personal-, sondern auch wegen einer Strukturentscheidung", sagte Nordhoff. Mit dem Städel habe Frankfurt eine "Staatsgalerie der Bürger", der Direktor von Städel und Schirn könne künftig auf "verschiedenen Klavieren" spielen.

Neue Auseinandersetzung mit alten Meistern

Max Hollein führte aus, das Städel sei eine besondere Institution mit einer herausragenden Sammlung. "Und das Städel steht heute bestens da." So finde er dort eine etwas andere Situation vor als vor dreieinhalb Jahren in der Schirn Kunsthalle. Er sehe aber auch einige Aufgaben auf sich zukommen. Gerade bei der Sammlung alter Meister stehe eine neue Auseinandersetzung mit den Werken bevor. Vieles verstehe sich nicht mehr von selbst, es bestehe die Gefahr, nachfolgende Generationen als Museumsbesucher zu verlieren. "Es ist unsere Aufgabe zu zeigen, wie diese Objekte mit dem Heute verbunden sind." Auch befaßten sich nur wenige Kunsttheoretiker mit den alten Meistern. Hier gelte es mittels Präsentationen für Abhilfe zu sorgen, da eine kunstwissenschaftliche Beschäftigung mit den Werken heute oft nur noch im Zusammenhang mit Ausstellungen stattfinde.

Die Schirn soll laut Hollein auch in Zukunft als eigenständige Ausstellungshalle bestehen bleiben und nicht zum Anhängsel des Städel werden. Im Museum werde der Schwerpunkt auf Ausstellungen gelegt, die aus der Sammlung heraus entwickelt würden und auch ein "Nachleben" hätten. Hollein hob die notwendige Zusammenarbeit mit der Städelschule hervor und sagte, er wolle die Sammlung weiterentwickeln und sich verstärkt um private Kollektionen kümmern, um sie für das Städel zu sichern. Um sich dem Museum widmen zu können, reduziere er seine Tätigkeit als Kurator einzelner Schirn-Ausstellungen und verzichte weitgehend auf die Arbeit für andere Institutionen. Hollein ist in diesem Jahr "Kommissär" des österreichischen Pavillons auf der Biennale in Venedig und bereitet ein Kunst-Projekt in Salzburg vor.


Bildmaterial: dpa/dpaweb
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