Mit Vollendung seines
65.Lebensjahres tritt der jetzige Städeldirektor dann in den
Ruhestand. Dies hat am Dienstag Nikolaus Schweickart,
Vorstandsvorsitzender der in Bad Homburg ansässigen Altana AG, in
seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Städel-Administration
bekanntgegeben. Eine Findungskommission sei nicht eingesetzt worden,
sagte Schweickart: "Die Findungskommission, das war ich." Er habe
mit internationalen Museumsleuten über Kandidaten für die
Neubesetzung gesprochen, und immer wieder sei dabei der Name Hollein
gefallen.
Für längere Zeit an
Frankfurt gebunden
Der Entscheidung für Hollein
habe Frankfurts Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff (SPD) spontan
zugestimmt, sagte Schweickart. Indem man fast ein Jahr vor dem
offiziellen Amtsantritt die Entscheidung verkünde, wolle man
Spekulationen unterbinden. Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU)
sprach am Dienstag von einer "ganz großen Stunde für die Stadt".
Schon bei ihrem ersten Treffen mit Hollein 1998 in New York habe sie
den Gedanken gehabt, ihn zurück nach Europa zu holen.
Andere Kunstinstitutionen
hätten in jüngster Zeit auf Hollein das "Auge der Begehrlichkeit"
gerichtet. Da sei sie dankbar, daß dieser "junge bedeutende Mann"
jetzt für einen längeren Zeitraum an Frankfurt gebunden werde. Der
Vertrag, den Hollein erhält, wird nach Auskunft des
Kulturdezernenten zunächst auf fünf Jahre befristet. "Heute ist ein
glücklicher Tag nicht nur wegen einer Personal-, sondern auch wegen
einer Strukturentscheidung", sagte Nordhoff. Mit dem Städel habe
Frankfurt eine "Staatsgalerie der Bürger", der Direktor von Städel
und Schirn könne künftig auf "verschiedenen Klavieren" spielen.
Neue Auseinandersetzung
mit alten Meistern
Max Hollein führte aus, das
Städel sei eine besondere Institution mit einer herausragenden
Sammlung. "Und das Städel steht heute bestens da." So finde er dort
eine etwas andere Situation vor als vor dreieinhalb Jahren in der
Schirn Kunsthalle. Er sehe aber auch einige Aufgaben auf sich
zukommen. Gerade bei der Sammlung alter Meister stehe eine neue
Auseinandersetzung mit den Werken bevor. Vieles verstehe sich nicht
mehr von selbst, es bestehe die Gefahr, nachfolgende Generationen
als Museumsbesucher zu verlieren. "Es ist unsere Aufgabe zu zeigen,
wie diese Objekte mit dem Heute verbunden sind." Auch befaßten sich
nur wenige Kunsttheoretiker mit den alten Meistern. Hier gelte es
mittels Präsentationen für Abhilfe zu sorgen, da eine
kunstwissenschaftliche Beschäftigung mit den Werken heute oft nur
noch im Zusammenhang mit Ausstellungen stattfinde.
Die Schirn soll laut Hollein
auch in Zukunft als eigenständige Ausstellungshalle bestehen bleiben
und nicht zum Anhängsel des Städel werden. Im Museum werde der
Schwerpunkt auf Ausstellungen gelegt, die aus der Sammlung heraus
entwickelt würden und auch ein "Nachleben" hätten. Hollein hob die
notwendige Zusammenarbeit mit der Städelschule hervor und sagte, er
wolle die Sammlung weiterentwickeln und sich verstärkt um private
Kollektionen kümmern, um sie für das Städel zu sichern. Um sich dem
Museum widmen zu können, reduziere er seine Tätigkeit als Kurator
einzelner Schirn-Ausstellungen und verzichte weitgehend auf die
Arbeit für andere Institutionen. Hollein ist in diesem Jahr
"Kommissär" des österreichischen Pavillons auf der Biennale in
Venedig und bereitet ein Kunst-Projekt in Salzburg
vor.