Form und Funktion

Die Zeit der musealen Dinosaurier ist vorbei.


Hatten die permanenten Sammlungen des 19. Jahrhunderts noch die Form vielflügeliger Palastbauten, sind heute Kunsthallen als Containerdepots neben den Bauten der Stararchitekten zu finden. Kultstatus genießen zur Zeit umfunktionierte Werkshallen wie das Arsenal in Venedig als Erweiterung des Biennalegeländes, umgebaute Industriewerkstätten wie die Modern Tate in London oder die neuen Kunsthallen in Schaffhausen.

Politisches Statement

Worauf es ankommt, bleibt nur mehr dem Konzept überlassen. Und das ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe, denn Museen haben heute eminent politische Funktion. Das meint etwa Dieter Bogner, Kunsthistoriker, zeitgenössischer Sammler und Kurator für internationale Museumsprojekte. Er hat mit seinem Team in Südtirol zuletzt das "Museo Ladino", für 30.000 Dolomitenladiner im Schloss Tor in Corvara konzipiert und erstellt.

Seine Ausstellung ist ein Dokument der Kulturgeschichte einer Bevölkerung, die aufgrund ihrer Sprache eine besondere Identität hat. Nicht die Geschichte dieser Menschen wird darin erzählt, sondern Abrisse, Splitter von historischer und kultureller Qualität. Was ins Konzept dieses Hauses hineingespielt hat, ist die Architektur. Der Standort in einem mittelalterlichen Schlossbau wurde dazu benutzt den Inhalt zeitgemäß umzusetzen.

Namedropping

Von der architektonischen Form selbst lässt sich ein Museum heute nicht mehr ableiten. Die öffentliche Debatte jedoch, wie wir sie heute in den Medien rund um Neueröffnungen und Umbauten großer Museen finden, geht in die andere Richtung. Die Diskussion blendet Konzepte und Inhalte weitgehend aus und huldigt statt dessen den großen Namen.

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