15.09.2003 11:52
Fotografisches Körpergefühl
Die
Schweizerin Sascha Reichstein greift das Thema der weiblichen Repräsentation auf
- Ausstellung in der Galerie Klaus Engelhorn
An den Titeln ihrer Schauen muss sie noch basteln - "Situationen
im Bild - Positionen im Raum" klingt äußerst allgemein-unverbindlich - aber
daran sollte man die Fotografin Sascha Reichstein nicht messen. Die 1971
geborene Schweizerin, im Mai in Wien in der Kunsthalle Exnergasse präsent
gewesen, untersucht in ihren Bilderserien das "klassische" Thema der weiblichen
Repräsentation, das Verhältnis von Selbst- und Fremdbild, von Innen und
Außen.
Frauen unterschiedlicher sozialer Schichten wählten ein bereits
vorhandenes Privatporträt aus, die Fotografin nahm diese in den jeweiligen
Wohnungen auf. Die Kombination ergibt fast schon Psychogramme. Der
Einladungstext zitiert zu Recht Kaja Silverman: "Unser Gefühl von Körper, den
wir der Welt zuwenden, ist so sehr fotografisch, dass wir uns oft, bewusst oder
unbewusst, bereits als ,Fotografie', die wir gerne sein möchten, den Blicken
darbieten." Im Eingangsbereich der Galerie hat Reichstein einen Raum
abgeschottet, eine massive Installation mit banal-wichtigen Sätzen über
Privaträume. Der Keller bleibt männlichen Arbeitswelten vorbehalten, mit
vorhersehbaren Ergebnissen. (dok/ DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2003)