Allen Unkenrufen Mitte der 90er Jah re zum Trotz floriert die
österreichi sche Galerienszene heute prächtig - sei es im internationalen
oder im persönlich motivierten Kleinstbereich. 27 Eröffnungen verzeichnet
allein der nur seine Mitglieder berücksichtigende Verband österreichischer
Galerien moderner Kunst in den vergangenen fünf Jahren. Nach einem
Aufschwung Ende der Neunzigerjahre, als eine jüngere, sich in Schleifmühl-
und Eschenbachgasse ballende Galeristengeneration verstärkt
internationalen Wind nach Wien brachte, entstanden auch in den vergangenen
zwei Jahren immer wieder engagierte Projekte. Trotz kritischer
Wirtschaftslage selbst heuer.
Mit "viel Mut und Enthusiasmus", erzählt Karin Schindler,
verwirklichte sie mit der Malerin Alicia Sancha ihren Traum einer Galerie
in der Wiener Himmelpfortgasse. Vor etwa hundert Tagen zog in die frisch
renovierten Kellergewölbe des ehemaligen Benefiziatenhauses des Wiener
Stadtmagistrats die "Galerie Himmelpforte" ein. Auf 450 Quadratmetern und
zwei Ebenen soll figurative Malerei präsentiert werden. Zur Zeit läuft
bereits die dritte Ausstellung: 16 Künstler stellen zum Thema "Arche,
Narrenschiff und der Nachen des Charon" aus. Eine etwas wilde Mischung
junger und etablierterer Kunst, ganz nach dem Konzept der Galerie.
Dementsprechend schwanken auch die Preise stark - zwischen 1000 und 9000
Euro. Einige gewohnt grelle Bilder von Robert Zeppel-Sperl sind noch
Relikte der Eröffnungsausstellung der Gruppe "Wirklichkeiten".
Neoimpressionistische Sujets, mehr fürs bürgerliche Wohnzimmer, kommen vom
Maler und renommierten Restaurator Erhard Stöbe.
Doch zwischen gediegen-konservative Künstler mischen sich
auch überraschende Entdeckungen wie vor allem die junge, 1970 in
Kleinasien geborene Malerin Esin Turan. Ihr in der Mitte
durchgeschnittenes Rettungsboot, gefüllt mit zahllosen Papierschiffchen,
dominiert fremdartig das untere Galeriegeschoß. "Boot im Hinterhof.
Emigration einmal anders" bezieht sich auf die Zeit zwischen 1892 und
1924, als 17 Millionen Menschen vor ihrer Einreise in die USA auf Ellis
Island von den Behörden festgehalten und kontrolliert wurden. Um 4800 Euro
schlingert die Zille in den eigenen Hinterhof. Boote haben es auch dem
35jährigen Maler Leo Hainzl angetan, der sie in düstere, bedrohliche
Situationen navigiert. Alles in allem eine hübsch durchdachte, manchmal
ins Geschmäcklerische abdriftende Themenausstellung. Für September ist
eine Personale des holländischen Objektkünstlers Nicolas Dings geplant.
Einige Straßen weiter eröffnete vor vier Monaten ein
ungleiches Gespann aus Graz die Galerie Sauruck am Lobkowitzplatz 3.
Gemeinsam mit Teppichhändler Gebhard Blazek lässt Kunstsammler und
Unternehmer Peter Sauruck in drei kleineren Räumen zeitgenössische Malerei
und alte Berberteppiche miteinander reagieren. Ein Engagement, das in
erster Linie jungen, unbekannteren Künstlern eine Chance geben soll -
derzeit Eva Pliem, die neben ihren zarten abstrakten Bildern (1900 bis
3800 Euro) auch Wände und Fassade der Galerie - ziemlich
gewöhnungsbedürftig - in ihre Farben getaucht hat.
Nächste Woche im Kunstmarkt: Neue junge und
internationale Galerien in Wien.
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