Spirale der
Documenta-Neuigkeiten |
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So sah es aus, so
wird es wieder werden: Gedrängel bei der Documenta in
Kassel | ![](00055016-Dateien/leer.gif)
Besucher bei der
documenta X, 1997 | |
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Documenta11 Jahrgang 1955 und immer wieder jung: Die documenta
- Lebenslauf erster Teil Von Sabine B.
Vogel 6. Mai
2002 Alle fünf Jahre pilgern
Scharen von Menschen nach Kassel. Kassel? Ehemalige Hauptstadt des
Königreichs Westfalen, nordhessische Metropole, beim Bombenangriff
1943 weitgehend zerstört, anschließend Zonenrandgebiet und
architektonisch im 60er Jahre-Stil verschandelt. Was zieht die
Menschen dorthin? Nur eines: die „documenta“ - eine Ausstellung
zeitgenössischer Kunst, die Ausstellung zeitgenössischer
Kunst schlechthin.
Zur
ersten documenta 1955 kamen in nur zwei Monaten 130.000 Besucher, 22
Jahre später sind es 355.000, und den bisherigen Rekord stellte die
letzte documenta X, 1997, mit gut 630.000 Besuchern auf. Wieso
erhält diese Großausstellung eine solche Aufmerksamkeit? Ganz
einfach - die Documenta ist einzigartig. Es ist die größte
Kunstausstellung der Welt, die für jeden zugänglich die
interessantesten Künstler ihrer Zeit präsentiert. Aber hier werden
nicht nur Kunstwerke und Tendenzen gezeigt, sondern Stand und
Stellung der Kunst in der Gesellschaft gespiegelt.
Die Anfänge 1955
Die documenta begann vor
knapp 50 Jahren als kleiner Verein, den der Kasseler Maler und
Akademieprofessor Arnold Bode gründete. Sein Ziel war es, die unter
den Nazis diffamierte und ausgeblendete Kunst in Erinnerung zu
rufen. Neben einer kleinen Architektur-Geschichte in Fotografien und
einem Rückblick auf „40 Jahre Film“ hatte Bode 670 Werke von 148
Künstlern aus den Jahren 1905 bis 1955 ausgewählt und damit das
größte Kunstereignis organisiert, das es bis dato in der
Bundesrepublik gab.
documenta 2, 1959
Bode erfand die Documenta
nicht als Periodikum, sondern als Aufarbeitungsforum, um die
„heranwachsende Jugend“ mit der Geschichte der Moderne bekannt zu
machen. Der Erfolg gab ihm Recht, und so folgte die zweite documenta
1959, die diesmal unter dem Motto „Kunst nach 45“ stand. „Die
documenta befriedigt eines der wichtigsten geistigen
Nachholbedürfnisse“ - so fasst es Friedrich Bayle im Katalog zur
documenta 2 zusammen. Um einen Monat verlängert, zeigte Bode 1770
meist expressive und abstrakte Werke von 326 Künstlern an drei
Ausstellungsorten. Diesmal waren - und darin lag die eigentliche
Attraktion der Documenta 2 - auch erstmals US-amerikanische Künstler
unter den Teilnehmern - ein megomanisches Projekt.
documenta 3, 1964
Zwar ist die documenta Mitte
der 60er Jahre zur festen Institution geworden, aber Stadt Kassel
und Land Hessen wollen sich noch nicht so recht für eine großzügige
Finanzierung entscheiden. Nach fünf Jahren steht dann der Etat von
1,4 Mio. DM. Im Vorwort zum Ausstellungskatalog ist eine höchst
prägnante Bestimmung der Kunst zu lesen: „... was das essentiell
Künstlerische stets war und ist: Gestaltfindung und Versinnlichung
imaginativer Wirklichkeiten“ (Hans Eckstein). Diese Separierung der
Kunst aus dem gesellschaftlichen Raum zeigt allerdings erste Brüche.
Bode inszeniert vorsichtig die Wechselbeziehung von „Bild und
Skulptur im Raum“ und der Kunsthistoriker Werner Haftmann fügt neben
seinem Schwerpunkt „Handzeichnungen“ und kinetische Objekte auch
eine Abteilung „Randgebiete des Alltags“ ein. 1964 gehören erstmals
auch Grafik und Design zum Ausstellungsprogramm, Ausstellungs- und
Werbeplakate, aber das Plakat als Propagandamittel wird nicht
thematisiert.
documenta 4, 1968
Die gesellschaftlichen
Entwicklungen zeigen ihre Wirkungen auf der nächsten documenta.
Erstmals verzichten die Herren gänzlich auf die Meister der Moderne
und setzen ausschließlich auf Zeitgenossen. Statt der Alleinauswahl
durch Arnold Bode wird über die Künstlerliste ratsdemokratisch
abgestimmt. In den anschließenden „Arbeitsausschüssen“ sitzen so
namhafte Kunsthistoriker und Museumsleute wie Max Imdahl, Ernst
Gomringer, Werner Schmalenbach, Werner Haftmann und Will Grohmann.
Gezeigt werden Werke der Minimal - bis Pop Art, überlegt aber nicht
realisiert wird der Einbezug von Kunsttheorie, experimentellem Film
und Themen der Architektur. Dem Publikum allerdings ist die
Veranstaltung zu unpolitisch, sie fragen nach der gesellschaftlichen
Relevanz der Ausstellung, die als „documenta der Händler“ kritisiert
wird.
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