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Das I unter dem Tüpferl
(cai) Eroticon? Das muss so eine anzügliche Zeichensprache für den E-Mail-Verkehr sein. Holz vor der Hütte: 3 (na ja, Sie müssen schon den Kopf nach links kippen). Holz hinter der Hütte: 3 (oh, ist ja genau das gleiche!). Prinzessin auf der Erbse: 3*
(äh, sitzt die überhaupt drauf, auf der Hülsenfrucht?). Usw. Was beim
Lang unter dem Titel "Eroticon" zu sehen ist, ist dann aber doch ein
bissl handfester.
Wenn Julia Schulz spätgotische Madonnen auf ihre koketten Details reduziert, also auf die : (Augen), die {} (roten Lippen) und die 3 (ich mein’ diese Sache vor
der Hütte), so arbeitet sie sie natürlich in ihrer vollen Sinnlichkeit
heraus. Ausnahmslos Künstlerinnen delektieren sich hier am
Fleischlichen. Renate Bertlmann betreibt etwa einen unorthodoxen
Lingam-Kult. Zieht Dildos an wie Barbies. Macht aus dem Schrecken der
Jungfrauen, dem I unterm Tüpferl (so, jetzt gehen mir die
Umschreibungen aus) eine herzige Prinzessin. Oder eine Carmen.
Entmannung durch Mascherln und Rüschen. Ob das dieser ominöse
Feminismus ist? Also, mich amüsiert’s.
Christine Pillhofer definiert den Begriff "Schwanzfeder" neu. Das
ist bei ihr nix, was die Vögel hinten, sondern die Männer vorn haben.
Und demonstriert das gleich mit einem Gipskerlchen, das sie pikant mit
einer Feder garniert. Manches ist freilich recht billig (wie Gesche
Heumanns Gartenarbeit-mit-Hund-Fantasie). Und was dieser Fritz
angestellt hat, dem Monika Pappas einen grauslichen Totempfahl widmet,
will ich mir gar nicht erst vorstellen. Im Stil von Vlad, dem Pfähler,
sind da Puppen aufgespießt. Oben: der Schädel von ... einer Gämse? Hm.
Ob Fritz ein Synonym ist für ...? Ach, will ich eh nicht wissen.
Galerie Lang Wien
(Seilerstätte 16)
Eroticon
Bis 23. Dezember
Di. – Fr.: 12 – 18 Uhr Sa.: 11 – 16 Uhr
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Zu stur zum Verwelken
(cai)Auf 3 und 3
(siehe oben) muss man beim Hubert Fischlhammer ja auch nicht komplett
verzichten, vegetarisch ist er in seinen straff durchorganisierten
Mischtechniken aber öfter. Und wenn er auf eine malerische Fläche mit
geradezu philatelistischer Sorgfalt Vogelknochen pickt, sind die
zumindest gründlich abgenagt . Wie in "Der 52. Tag". Benannt
nach einem Schild in der Wüste: "52 Tage bis Timbuktu." Tja, da
Timbuktu hier nirgends zu sehen ist, hat sich das arme Vogerl wohl
verflogen. In jedem Bild sind kleine Geschichten zu erahnen. Vom
Reisen, vom Überleben, von der Sehnsucht. Ein aufgeklebtes grünes Blatt
weigert sich seit einem Jahr, braun zu werden. Vielleicht ist es
einfach zu träge, um zu verwelken (oder zu stur). Und wo bleibt jetzt
das Fleisch? Na ja, Fischlhammer findet ja nicht nur trockene Rinde
oder Blattln, um sie in seinen Bildwelten unterzubringen, er erntet
auch saftige Hintern. Aus der Zeitung. Kecke Nackerpatzln, deren
Sitzfleisch so prall ist wie der Vollmond in einer Idylle von Caspar
David Friedrich. Die Kombination aus formaler Klarheit und "Abenteuer"
macht die Arbeiten so reizvoll.
Galerie Sur
(Seilerstätte 7)
Hubert Fischlhammer
Bis 23. Dezember
Di. und Do.: 15 – 19 Uhr Mi.: 10 – 13 Uhr
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Farben hinter Gittern
(cai) Bunt
sind die Malereien von Achim Freyer (vom Theatermann). Abstrakte
"Gefängnisse", wo Flecken, Schnörkel und "asiatische" Kritzeleien von
Rastern überblendet sind. Einmal ist das Ganze mitreißend schwungvoll,
dann versumpft wieder alles. Die Zahlen geben Rätsel auf. Datierungen?
Nummerierungen? Zufallszahlen? Dan Brown hätte sicher die passende
Theorie. Ah, das ist bestimmt ein Code. Der führt uns zu Mozarts wahrem
Grab. Verfilmt wird das dann mit Tom Hanks, der beinah von Salieris
Nachfahren mit einer vergifteten Mozartkugel beseitigt wird, eh er
herausfindet, dass Mozart in Schuberts Grab liegt.
Galerie Hrobsky
(Grünangergasse 6)
Achim Freyer
Bis 20. Dezember
Di. – Fr.: 13 – 18 Uhr Sa.: 11 – 15 Uhr
Printausgabe vom Mittwoch, 10. Dezember 2008
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