Salzburger Nachrichten am 09. April 2003 - Bereich: kultur
Verlockende Angebote für Kreative

Vorschau auf das Fünfzig-Jahre-Jubiläum der Internationalen Sommerakademie in Salzburg

Vor 50 Jahren hat Oskar Kokoschka in Salzburg seine "Schule des Sehens" gegründet. Der Titel ist mittlerweile zu einem beliebten Schlagwort geworden. Kokoschka lebte damals im englischen Exil und suchte nach einer Möglichkeit zu einer Rückkehr nach Österreich. An der Wiener Akademie war er nicht willkommen. Die Basis für die Salzburger Initiative legte der Galerist Friedrich Welz, der, weil er aus der Nazizeit belastet hervorgagangen war, ein Interesse daran hatte, seine Reputation als honoriger Bürger zurückzugewinnen.

Die Sommerakademie wird das Jubiläum unter anderem mit einer Ausstellung in der Residenzgalerie begehen. Sie wird am 8. August Arbeiten von Kokoschka (etwa zu seinen Bühnenbildern für Mozarts "Zauberflöte") zeigen und den Anfang der Sommerakademie dokumentieren. Dazu wird es einen Katalog geben, der die Hintergründe dieser Einrichtung beleuchten wird. Ein Symposion am 8. August wird sich mit Kokoschka als Lehrerpersönlichkeit befassen. Er galt als strikter Gegner des Akademismus. Ferner wird ein Buch erscheinen, das die Geschichte der Sommerakademie von 1993 bis 2002 fortschreibt.

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr will sich der Bund von der Mitfinanzierung verabschieden, berichtete Kulturlandesrat Raus. Es seien aber vielfältige Bemühungen im Gang, den Bund zu bewegen, seinen ohnehin geringen Beitrag - während Stadt und Land diesmal je 30.000 Euro mehr geben, betrug 2002 der Bundeszuschuss nur 30.000 Euro - doch noch zu leisten.

Barbara Wally stellte das Programm für den kommenden Sommer vor, das wieder dem Prinzip folgt, einen Stamm von bewährten Lehrern und zusätzlich einige neue einzuladen. Zu den bekannten zählen die Maler Hermann Nitsch, Jacobo Borges und die Zhou Brothers. Die Architekturklasse wird der Japaner Shuhei Endo leiten. Er ist Spezialist für Wellblechbauten. Die Aufgabe wird lauten, einen Erweiterungsbau für das Schloss Arenberg zu entwerfen. Zu den Bewährten gehört auch die Fotografin Katharina Sieverding, ebenso der Bildhauer Milos Chlupa`c, der gemeinsam mit Susanne Tunn im Steinbruchgelände am Untersberg arbeiten wird.

Installation ist eines der wichtigen Verfahren

Video bildet einen Schwerpunkt. Die Experten dafür sind einerseits Steina und Woody Vasulka, andrerseits Ellen Kantor, die sich für die Schnittstelle zwischen dokumentarischem und künstlerischem Video interessiert. Das russische Paar Ilya und Emilia Kabakov wird die raumfüllende Installation zur Diskussion stellen. Für Installationen ist auch die Künstlerin Rosalie kompetent. Sie wird eigene Werke im Mirabellgarten zeigen. Neu für Salzburg ist der Flame Guillaume Bijl, der Alltagsräume samt ihrer Einrichtung in Galerieräume transferiert.

Eines der übergeordneten Themen scheint die Art zu sein, wie sich Künstler persönlich in ihr Werk einbringen ("Self and Work"). Dafür stehen Rona Pondick und Robert Feintuch, die den Abdruck einzelner Körperteile verwenden, aber auch die kanadische Illustratorin Michele Lemieux und die Leiterin der Radierklasse, Adriena Simotova, die Körperabdruckverfahren favorisiert.

Zu nennen sind ferner Rivka Rinn, die den Übergang bewegter Bilder in die Malerei thematisiert. Der von der Elfenbeinküste stammende Watts Quattara, der archaische Zeichen in moderne Malerei umsetzt, sowie die Leiter zweier Zeichenklassen, Michael Morgner und Louise Schmid.

W.TH.