Kultur

Das zyklonische Kraftfeld in der Kunst

30.01.2007 | SN
Die Salzburger Galerie Thaddaeus Ropac präsentiert neue Bilder des US-Künstlers David Salle

GUDRUN WEiNZIERL Interview Eine Serie wandfüllender Ölbilder des Amerikaners David Salle wird seit Samstag - und noch bis 23. März - in der Galerie Thaddaeus Ropac in Salzburg präsentiert. Zentrales Motiv der Arbeiten ist zumeist ein bunter Wirbel, der eine eingearbeitete Figur - einen Menschen oder ein japanisches Manga - ins Nichts zu ziehen scheint. David Salle im SN-Gespräch.

Ihre Bilder sind unter dem Begriff "Vortex" zusammengefasst. Welche Bedeutung hat dieser Wirbel, der in Ihre mit vielen gegenständlichen Motiven bestückten und sehr präzise gemalten Bilder diese wild rotierende Bewegung einbringt? Salle: Ich verwende dieses Element der Verzerrung, diesen Strudel seit einigen Jahren. Er kann vom Betrachter inhaltlich gedeutet werden, dass die Realität möglicherweise eine andere ist, als wir wahrnehmen. "Vortex" ist eine zyklonische Kraft in der Welt, die Geschwindigkeit, die Vereinfachung und die Plattheit, da passen formal auch die anpassungsfähigen Mangas dazu. Ich selbst lege meinen Bildern keine inhaltliche Deutung bei. Mir geht es um den Prozess der Malerei, etwas als bewegt darzustellen, das doch durch das fortdauernde Festhalten auf der Bildfläche niemals bewegt, sondern immer statisch sein wird. "Vortex" ist ein Kompositionsprinzip, das die Ansammlung und die Verbindung der übrigen Gegenstände im Bild aufbricht und gleichzeitig durch dieses Wirbeln wieder verbindet und durchmischt.

Unter dem Begriff "Appropriation Art" entstand als Bereich der US-Postmoderne eine Kunst, die fremde Bilder imitierte. Sie sind ein sehr bedeutender Vertreter dieser Richtung, die immer wieder auch als platt und ideenlos bezeichnet wurde. Salle: Das Kopieren alter Bilder ist ein Hinweis auf die uns vertraute vorhandene Ästhetik der verschiedenen Kunststile. Wenn ich eine nackte Figur kopfüber an den oberen Bildrand vor blauem Hintergrund male, ist die Assoziation an einen barocken Himmel und an Heiligenfiguren sofort vorhanden. Oder, je nach dem wie ich eine nackte Frau male, schaffe ich unmittelbar auch die Assoziation zur Werbung, zur Pornografie. Wir können auch sofort eine afrikanische von einer europäischen Skulptur unterscheiden. Das Imitieren eines Stils, oder die Kopie eines barocken oder impressionistischen Bildes ist ein Zitat. Es wird aus seiner ursprünglichen originalen Bedeutung herausgehoben und in einen neuen Kontext gestellt. In unserem Bewusstsein werden laufend Gegenstände oder Zeichen als Symbole interpretiert.

Obwohl in Ihren Bildern viel zu sehen ist, ergeben sie dennoch keine Geschichte. Salle: Auf meinem Weg als Maler gibt es nichts Narratives, es lässt sich in den Arbeiten keine Geschichte mit Beginn, Verlauf und Ende ablesen. Die kleinen eingefügten Bilder sind wie Fenster zu betrachten, sie sind für mich eine Methode, das Simultane der Wahrnehmung auszudrücken, eine Art Übersetzung eines Gedankenblitzes innerhalb eines größeren Gedankens.

Ist das "Zitieren" von Vertrautem auch ein Zugeständnis, dass wir schon alles gesehen haben, alles kennen und nichts Neues mehr kommt? Salle: Das hängt vom Einzelnen ab, was zu ihm spricht, ob es mehr das Dargestellte also die Ikonographie des Bildes ist, oder ob es die Malerei selbst ist, die immer neu ist, weil sie aus sich selbst heraus entsteht. Wie ich stilistische Mittel verwende und welche Bildinhalte ich einbringe, unterliegt keiner großen Theorie. Meine Malerei ist überhaupt nicht esoterisch, das heißt sie trägt kein spezielles, geheimes Wissen in sich.

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