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08.04.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kunstraum: Salzburg

SPRÜTH MAGERS: GIRLIEMUTTER

Irgendwie scheint Karen Kilimnik die Mutter der Mädchen-Malerinnen: Vor Elizabeth Peyton porträtierte sie gleichermaßen Models wie Nachbarn in kleinen Bildchen. Führte Tagebuch mit Selbstporträts und eingeschriebenen Sprüchen, die an Elke Krystufeks Arbeiten erinnern. Und doch ist natürlich nie alles so einfach. Hoffentlich. Die deutsche, sich immer zu Festspielzeiten in Salzburg einmietende Galerie Sprüth Magers Lee, zeigt heuer zu Ostern eine Installation der mysteriösen US-Künstlerin Kilimnik. Ihr Alter, geschätzte Mitte 40, hält sie geheim, tanzt bevorzugt Ballett und pflegt postmodernistische Stillosigkeit. Für Salzburg hat die Tochter einer vor den Nazis aus Wien in die USA geflohenen jüdischen Familie eine ortsbezogene Gesamtinszenierung entworfen: Zu den speziell ausgesuchten Klängen eines Streichquartetts kann im Haydn-Saal des historischen Stiftskellers St. Peter ein Parcours kleiner Ölbildchen mit vor allem nostalgischen Motiven abgeschritten werden. Eine eher belanglose Reise durch Kitsch und Erinnerungen, vorbei an mit Glitter beworfenen Berggipfeln und lieblichen Tänzerinnen in historischen Kostümen. Jedes Bild für sich, bis auf den Preis - 2500 bis 35.000 Euro - relativ belanglos. Aber die Märchen-Mädchen-Medienwelt der Kilimnik als Gesamtkunstwerk vorzustellen wäre sicher einmal eine größere Ausstellung in Österreich wert. (Bis 12. April, St. Peter Bezirk 1/4, Tägl. 10-18 Uhr)

ALTNÖDER: HUNDE-WESEN

"I just wanna be your dog" schrieen die Stooges in den frühen 70er Jahren. Und vielleicht dachten sich das auch die Hunde, die der ehemalige "Neue Wilde" Alois Moosbacher über die letzten Jahre gehütet hat. Etwa der US-Vierbeiner von Malerkollegen Hubert Schmalix, mit dem alles begann, in Los Angeles, vor vier Jahren. Nach einer Phase mit Hühner-Bildern und Kakteen-Porträts kam Moosbacher in L. A. auf den Hund. Drei Jahre lang beschäftigte ihn die tierische Physiognomie, die zurzeit in der Galerie Altnöder von den Wänden winselt. Denn verkaufen konnte der Galerist erst zwei dieser herrlich menschlichen Tier-Wesen. Die Hundebesitzer sind wohl enttäuscht und die Hundelosen wohl nicht interessiert. Dabei verstecken sich hier mehr oder weniger Prominente wie Julius Raab, Galeristen und Künstlerkollegen hinter Schlappohren und Hängebacken. Fast in ägyptisch-mystische Welten entrückt etwa das großartige Hundeporträt des verstorbenen Alfred Klinkan: Im scharfen Profil erinnert es an Totengott Anubis, die Zähne gefletscht, der Blick scharf ins Weite gerichtet. Großartig. Mittlerweile ist Moosbacher den Hunden entkommen und hat sich in eine Welt der Computerspiele gerettet, ab Mai in der Wiener Secession zu sehen. (Bis 17. April Sigmund-Haffner-Gasse 3/1. Stock, Di.-Fr. 13.30-18h, Sa. 10-13h.)

ROPAC: HARMLOS AUSVERKAUFT

Etwas ratlos, liebt man sein 80er Jahre-Werk, steht man vor Francesco Clementes neuesten Bildern bei Thaddaeus Ropac. Der einst zur italienischen Transavanguardia zählende Maler wusste früher mit kräftigen, halluzinatorisch-fantastischen Bildern, meist Selbstporträts in starker Erinnerung zu bleiben. Die letzten drei Monate schuf er auf der karibischen Insel Saint Barthélemy eine Serie von quadratischen Aquarellen (je etwa 75.000 Dollar): Hier haschen Katzen nach geflochtenen Zöpfen, da tummeln sich Bienen und Herzen und in umgedrehten Regenschirmen sammelt sich das Wasser. Sehr lieb. Sehr harmlos. Sehr dekorativ - und alle schon ausverkauft. (Bis 22. 5. Villa Kast, Mirabellplatz 2, Di.-Fr. 10-18 h, Sa. 10-14h) Almuth Spiegler

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