Tagblatt
Amtsblatt
EXTRA
SubSites

. _

Wiener Zeitung

1037 Wien, Rennweg 16 Tel. ++43 1 20699-0

-----

|||||

-----

[Home] [EU] [Staat] [Wirtschaft] [Kultur] [Wissen] [Computer]

.


Suche in:
Zeitung
Internet
Amtsblatt

Software
EDV-Links

Text + Bild

.

Heiligenkreuzerhof: Otto Niedermoser (1903 bis 1976)

. .

Ein vielfältiger Raumbildner

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

300 Jahre Wiener Zeitung!Die Universität für angewandte Kunst zeigt in der Sala terrena des Heiligenkreuzerhofes bis 13. Dezember eine Zusammenfassung dessen, was als Nachlass an Modellen, Skizzen, Plänen und Fotos (die Bühnenbilder selbst archiviert das Theatermuseum) von Otto Niedermoser, der im Haus mehrere Meisterklassen seit 1935 leitete, vorhanden ist. Dazu erschien ein Katalogbuch, das Annemarie Bönsch mit Hilfe der Familie Niedermosers im Böhlau-Verlag publiziert hat.
1903 ist Otto Niedermoser als Sohn eines Möbelfabrikanten in Wien geboren worden; er studierte zuerst an der Kunstgewerbeschule bei Josef Hoffmann, Oskar Strnad und Rosalia Rothansl (Textil- und Kostümkunde), später absolvierte er noch ein Architekturstudium bei Peter Behrens an der Akademie; er war Assistent bei Strnad, begann aber schon 1924 im Theater in der Josefstadt mit Max Reinhardt zu arbeiten (später folgten Otto Preminger, Rolf Jahn und nach dem Krieg Ernst Lothar, mit dem er über die Jahre von dessen Emigration in Verbindung stand).
Weitere Stationen seiner Karriere sind u. a. Arbeiten am Reinhardt-Seminar, im Schönbrunner Schlosstheater sowie bei den Salzburger Festspielen bzw. in der Josefstadt und dem Deutschen Theater Berlin. In weiterer Folge wollte Otto Preminger Otto Niedermoser in die Emigration mitnehmen. Niedermoser blieb wegen seiner Familie in Wien; auch Engagements wie an das St. James-Theater in London 1937 konnten, trotz großer Erfolge, an dieser Entscheidung nichts ändern.
Sofort nach 1945/46 setzte er als Professor mehrerer Fächer (Formenlehre, Bühnenbild und Möbelbau) sowie als gesuchter Theaterausstatter seine Arbeit fort. Obwohl sein Stil historisch natürlich besonders vom Regietheater Reinhardts und anderer Größen geprägt war, stellte sich außer ein paar abgesetzten Stücken, für die er 1938 schon Entwürfe gemacht hatte, offenbar keine konsequente Veränderung für ihn ein; ob die besonders "Wienerische Komponente" seiner oft aus der Zeit gegriffenen Interieurs, die sich sensibel Stück und Schauspielern anpassten, die Nationalsozialisten befriedigte (oder eher kritisch aufgenommen wurden wegen ihrer Neigung zur Moderne), wird leider in dem Katalogbuch nicht hinterfragt oder beantwortet. Es bleiben einige wenige persönliche Stellungnahmen zu dieser Zeit und Niedermosers Haltung.
Auch die große Rolle, die Frau und Tochter im Hintergrund einer solchen vielfältigen Karriere spielten, wird zwar erwähnt, aber wenig konkretisiert: seine Gattin Friedl war selbst bei Strnad an der Kunstgewerbeschule gewesen und hat sicher auch bei der von Niedermoser sofort nach dem Krieg im Wiener Werkbund veranstalteten Ausstellung über seinen Lehrer ein große Rolle gespielt. Spannend sein architektonischer Beitrag zu den politisch nun schon zur Genüge neu betrachteten Filmen mit Paula Wessely, die zum Teil auch während der Schau gezeigt werden - hier bleiben noch viele Felder für weitere Betrachtungen neben den räumlich-formalen Qualitätskriterien offen.

Erschienen am: 04.12.2003

.


Mit unseren Suchseiten können Sie in der Zeitung und im Internet recherchieren. Nutzen Sie die Link-Sammlungen, um EDV-Unternehmen und Software zu finden.

.