Ein vielfältiger Raumbildner
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Die Universität für angewandte Kunst zeigt in der Sala
terrena des Heiligenkreuzerhofes bis 13. Dezember eine Zusammenfassung
dessen, was als Nachlass an Modellen, Skizzen, Plänen und Fotos (die
Bühnenbilder selbst archiviert das Theatermuseum) von Otto Niedermoser,
der im Haus mehrere Meisterklassen seit 1935 leitete, vorhanden ist. Dazu
erschien ein Katalogbuch, das Annemarie Bönsch mit Hilfe der Familie
Niedermosers im Böhlau-Verlag publiziert hat. 1903 ist Otto
Niedermoser als Sohn eines Möbelfabrikanten in Wien geboren worden; er
studierte zuerst an der Kunstgewerbeschule bei Josef Hoffmann, Oskar
Strnad und Rosalia Rothansl (Textil- und Kostümkunde), später absolvierte
er noch ein Architekturstudium bei Peter Behrens an der Akademie; er war
Assistent bei Strnad, begann aber schon 1924 im Theater in der Josefstadt
mit Max Reinhardt zu arbeiten (später folgten Otto Preminger, Rolf Jahn
und nach dem Krieg Ernst Lothar, mit dem er über die Jahre von dessen
Emigration in Verbindung stand). Weitere Stationen seiner Karriere
sind u. a. Arbeiten am Reinhardt-Seminar, im Schönbrunner Schlosstheater
sowie bei den Salzburger Festspielen bzw. in der Josefstadt und dem
Deutschen Theater Berlin. In weiterer Folge wollte Otto Preminger Otto
Niedermoser in die Emigration mitnehmen. Niedermoser blieb wegen seiner
Familie in Wien; auch Engagements wie an das St. James-Theater in London
1937 konnten, trotz großer Erfolge, an dieser Entscheidung nichts ändern.
Sofort nach 1945/46 setzte er als Professor mehrerer Fächer
(Formenlehre, Bühnenbild und Möbelbau) sowie als gesuchter
Theaterausstatter seine Arbeit fort. Obwohl sein Stil historisch natürlich
besonders vom Regietheater Reinhardts und anderer Größen geprägt war,
stellte sich außer ein paar abgesetzten Stücken, für die er 1938 schon
Entwürfe gemacht hatte, offenbar keine konsequente Veränderung für ihn
ein; ob die besonders "Wienerische Komponente" seiner oft aus der Zeit
gegriffenen Interieurs, die sich sensibel Stück und Schauspielern
anpassten, die Nationalsozialisten befriedigte (oder eher kritisch
aufgenommen wurden wegen ihrer Neigung zur Moderne), wird leider in dem
Katalogbuch nicht hinterfragt oder beantwortet. Es bleiben einige wenige
persönliche Stellungnahmen zu dieser Zeit und Niedermosers Haltung.
Auch die große Rolle, die Frau und Tochter im Hintergrund einer
solchen vielfältigen Karriere spielten, wird zwar erwähnt, aber wenig
konkretisiert: seine Gattin Friedl war selbst bei Strnad an der
Kunstgewerbeschule gewesen und hat sicher auch bei der von Niedermoser
sofort nach dem Krieg im Wiener Werkbund veranstalteten Ausstellung über
seinen Lehrer ein große Rolle gespielt. Spannend sein architektonischer
Beitrag zu den politisch nun schon zur Genüge neu betrachteten Filmen mit
Paula Wessely, die zum Teil auch während der Schau gezeigt werden - hier
bleiben noch viele Felder für weitere Betrachtungen neben den
räumlich-formalen Qualitätskriterien offen.
Erschienen am: 04.12.2003 |
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