Kultur/Medien | 17.07.01 | www.DiePresse.at
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AUSGESTELLT IN WIENvon JOHANNA HOFLEITNER

Kerstin Engholm Galerie. Ein Photo-Diptychon, der Neonschriftzug "Interlude" und ein Video der Pianistin Anna Hanusova, die Theresienstadt überlebte; weiters eine brennende Kerze, ein üppiges, farbig übermaltes Bouquet, eine Wasserflasche, ein Glas. Sehr sparsam hat Marine Hugonnier die Arbeiten positioniert. Der Minimalismus der Inszenierung verstärkt die Intensität der einzelnen Arbeiten. Es ist, als wäre die Zeit draußen geblieben, als würde sich hier, "drinnen", ein neuer Raum aufbauen, als wären die gewohnten Parameter verschoben. Hugonnier ermöglicht in dieser Ausstellung eine Erfahrung, die schärfer sehen, genauer hinhören macht. - Zweifelsohne die beste Ausstellung der Galerie. Und Anwärterin auf die beeindruckendste dieses Sommers (VI., Schleifmühlgasse 3; bis 28. 7.).
Christine König Galerie. Daß Guenther Holler-Schuster initialer Teil von G.R.A.M. ist (einer Kunst-Boy-Group, die sich auf die Ironisierung der Banalität des Medienalltags verlegt hat), verheimlicht er hier, als Kurator der Gruppenausstellung "Ich Tarzan - Du Felix Austria", nicht. In Raum 1 erinnert er an diese Vorliebe - etwa mit einer Präsentation von Tex Rubinowitz' Plattenlabel oder Christoph Schmidbergers photorealistischem Gemälde eines Holzarbeiters. Doch dann beruhigt sich die Schau. Markus Wilfling leitet über mit einer Skulptur, die vortäuscht, die Realität zu spiegeln. Sensibel Jacqueline Chantons neue Zeichnungen. Absolute Highlights: Cameron Jamies Stummfilm über amerikanische Teenager und die Aquarelle der Japanerin Junko Yamasaki (VI., Schleifmühlgasse 1 a; bis 10. 8.).
Kunsthalle Wien, project space. "Cold screens" - damit meint Günther Selichar abgeschaltete Displays: beispielsweise von Rechnern, Fernsehgeräten, Laptops. Solche Displays photographiert er seit vier Jahren. Daß sie imposant wie Tafelbilder daherkommen, ist überraschend. Daß es sie gibt, weniger. Denn diese (nun erstmals in Wien ausgestellten) Photographien sind ein längst fälliger Kommentar zur Allgegenwärtigkeit neuer Medien. Interessanter Widerpart zu ihrer Präsenz ist die Neutralität des Bildgeschehens, manchmal gestreift, manchmal gerastert. Fast nicht nötig, daß mit dem Autofahrer-Video "GT, Granturismo" den sechs ausgestellten Beispielen ein "aufgeheiztes" Bild gegenübersteht. Stay cool! Der Sommer ist heiß genug (I., Akademiehof, Kupferstichkabinett, Makartgasse 3; bis 29. 7.).
Galerie Gabriele Senn. Begleitend zur Hans Weigand-Personale in der Secession zeigt seine Galerie neue Photographien, in denen Weigand den historisch belasteten Begriff aufs äußerste ausreizt. So benützt er hier die Kamera, um während einer Amerika-Reise die Diskrepanz zwischen gewachsener Identität und kulturellen Klischees aufzuzeigen und stellt etwa lehmbedeckten Indiohütten modernistische Bungalows nordamerikanischer Aussteiger gegenüber. So weit, so kritisch. Manko bleibt Weigands Neigung zum Trash - wenn schon das Thema ernst ist, soll wenigstens das Bild billig daherkommen. Also produziert der Künstler türgroße Ink-Jet-Prints und löscht photographische Ansprüche aus - was wiederum den eigenen Anspruch nivelliert. Eigentlich schade (VI., Schleifmühlgasse 1a; bis 10. 8.).

© Die Presse | Wien
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