Kultur

Wien-Paris und retour

03.10.2007 | SN
Das Untere Belvedere wurde mit der sehenswerten Ausstellung "Wien-Paris" nach der umstrittenen Runderneuerung wiedereröffnet.

ERNST P. STROBL Wien (SN). Salzburg liegt zwar irgendwie zwischen Wien und Paris, die ursprünglich für das Museum der Moderne 2006 geplante Ausstellung "Wien-Paris" ist jedoch daran vorbeigegangen. Agnes Husslein hat nach ihrem Abgang vom Mönchsberg nicht nur als Direktorin in Wien in prächtigerem Rahmen neu angefangen, das Belvedere wird seit ihrem Amtsantritt wahrhaft umgekrempelt und poliert. Und die Ausstellung "Wien-Paris. Van Gogh, Cézanne und Österreichs Moderne 1880-1960" soll auch ganz neu konzipiert worden sein, der Kurator Christian Huemer blieb verbittert auf der Strecke. Federführend war weiterhin Matthias Boeckl als Kokurator, Franz Smola aus dem Belvedere kam hinzu. "Eine Sternstunde", jubelte Smola bei der Presseführung am Dienstag im Unteren Belvedere und meinte die Schau mit rund 320 Werken aus 112 Sammlungen im In- und Ausland.

Kunst im Wohntrakt des Prinzen Eugen Das Untere Belvedere ist dafür adaptiert worden, an den Seitenflügeln sind Wände vor die Fensterfront eingezogen worden, wie schon vorher in der Orangerie. Das Bundesdenkmalamt war zufrieden, auch Burghauptmann Wolfgang Beer, der zwei von rund 3,8 Millionen Euro, die der Umbau kostete, beigesteuert hatte, war "überrascht" bei der Pressekonferenz und fand es "gelungen". Der Zugang vom Rennweg ist zwar ein wenig umständlich, auch die Exponate sind - nach 15 Kapiteln geordnet - im Unteren Belvedere und in der Orangerie verteilt, dafür wandelt man im Wohnbereich des Prinzen Eugen und kann seinen Lustgarten genießen.

Achtzig Jahre umfasst also die Ausstellung und Superklassiker der Kunstgeschichte wie Vincent Van Gogh, Claude Monet, Paul Cézanne oder Auguste Rodin hängen neben den österreichischen Künstlern und laden zum direkten Vergleich.

Die Beeinflussung war enorm, das ist auf Anhieb zu beobachten. Einerseits sorgten Ausstellungen französischer Künstler in Wien für Furore, andererseits waren einige der Österreicher nach Paris ausgewandert oder hatten zumindest enge Beziehungen zu französischen Kollegen. Matthias Boeckl tröstet im übrigen Salzburg damit, dass es dort gar nicht möglich gewesen wäre, die großen Namen der Kunstgeschichte alle in dieser Dichte zu bekommen. Auch Agnes Husslein betont, dass seit der Erfolgsausstellung "Wien um 1900" im Pariser Grand Palais die Kooperationsbereitschaft der französischen Museen enorm anstieg. Rund 40 Leihgaben kamen aus Frankreich, aus Museen wie dem Musée d'Orsay oder dem Rodin-Museum. Auch ein Van Gogh aus einem Museum in Jerusalem kam hinzu. Salzburg steuerte nur ein Bild von Jean Metzinger aus dem Museum der Moderne und drei Bilder von Helene Taussig aus dem Salzburg Museum bei.

Malen wie die Franzosen oder gleich auswandern Die Paris-Aufenthalte von Carl Schuch oder Tina Blau hatten großen Einfluss auf ihre Malerei, die sich dem Stil der Barbizon-Maler annäherte. Die Bohemien-Szenen von Toulouse-Lautrec oder die Tänzerinnen von Edgar Degas prägten etwa Josef Engelhart, der als Mitbegründer der Wiener Secession großen Einfluss ausübte.

Die große Wiener Impressionismus-Ausstellung der Secession 1903 sorgte für rasche Verbreitung des Stils, Rudolf Quittner oder Otto von Thoren emigrierten gar nach Paris. In der Secession waren erstmals die pointillistischen Bilder von Paul Signac oder Georges Seurat zu sehen, und sogar ein Gustav Klimt fing an, seine Flächen um kleine Farbflecken zu erweitern.

Besonders Van Gogh schlug ein, seine Intensität wurde vielfach nachgeahmt und es ist von beeindruckender Wirkung, wenn Van Gogh nun neben Richard Gerstl oder Klimt hängt, oder wenn Anton Faistauers Bauernmädchen neben einer Südseeschönen von Paul Gauguin Platz genommen haben.

An Paul Cézanne kam niemand vorbei. Eine spannende Gegenüberstellung ist sein "La Montagne Sainte-Victoire" aus dem Jahr 1890 mit Herbert Boeckls 1938 entstandenem Ölbild "Gelber Steinbruch bei St. Margarethen". Der Einfluss Frankreichs setzte sich bis in die jüngere Zeit fort, Österreicher wie Jean Egger oder Hans Staudacher saugten in ihren Pariser Jahren die Moderne in sich auf, Arnulf Rainer und Maria Lassnig pflegten Kontakte mit französischen Kollegen. Eine umfassende Schau und absolut sehenswert!Infos: bis 13. 1. 2008, www.belvedere.at

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