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vom 17.07.2007 - Seite 021
Die "Zülows" im Rathaus Schärding

VON RAIMUND LOCICNIK

Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bescherten im Zuge des Wiederaufbaus den bildenden Künstlern in Oberösterreich eine Unzahl an öffentlichen Aufträgen. Dabei galt es, einerseits Arbeiten in großen Formaten und andererseits in speziellen Techniken auszuführen.

Franz von Zülow (1883-1963) gehörte dieser Generation an und bekam 1948, als rehabilitierter Künstler, den Auftrag für die Gestaltung des Festsaales im Rathaus von Schärding. In einer für ihn typischen Kombination aus schablonenartig dekorativen Elementen, reduziert-naturalistischen Veduten und symbolistischen Details schuf er einen Zyklus, der sowohl dem Auftraggeber als auch der weitverbreiteten Sehnsucht nach Stille und Harmonie entsprach.

In kulissenartigen Durchblicken sind in den Hauptfeldern verschiedene Ansichten von Schärding und Umgebung zu sehen, während die gemalte Scheinarchitektur im Stil traditioneller Bauernmöbelmalerei dekoriert ist. Damit griff Zülow auf eine bewährte, an volkstümlicher Kultur geschulte Darstellungsform zurück, die er bereits 1929 bei der Ausstattung seines sehenswerten Hauses in Hirschbach im Mühlviertel zur Anwendung brachte. Lediglich seine Leimmalerei überstand die Zeit nicht so gut und konnte in ihrer Problematik erst bei der letzten Restaurierung 1998 in vollem Umfang freigelegt und bewältigt werden.

Franz von Zülow gehört übrigens zu jenen Künstlern, die erst in den letzten beiden Jahrzehnten wieder neu entdeckt wurden.

Darunter das Extrazimmer im Gasthaus Kranichsteg bei Gmunden, mehrere Zimmerausstattungen im ehemaligen "Gasthaus zum blauen Ochsen" in Freistadt und der Holzmeistersaal im Brauhaus von Lofer, den der Künstler 1927 ausmalte.

Zülow komponierte bildnerisch Blicke auf Schärding. Foto: loc

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