Kein Antiquitätenladen

Trotz größter Finanz-Probleme kann Peter Noever auf ein vielfältiges Ausstellungs-
programm mit Schwerpunkt Architektur, die Neueröffnung des "Design Space" sowie andere Initiativen verweisen.


Der Direktor des Wiener Museums für Angewandte Kunst, Peter Noever, prägt bereits seit 17 Jahren das MAK mit einer sehr zeitgenössisch orientierten Ausstellungs- und Sammlungspolitik. Dienstagvormittag hat Noever über das Vorjahr Bilanz gezogen und die Projekte für 2003 vorgestellt.

Eine Ausstellung wurde bereits Dienstagabend eröffnet: In der MAK-Galerie zeigt der Architekturfotograf Gerald Zugmann seine fotografischen Inszenierungen der Modelle zu den Bauten von Coop Himmelb(l)au.

Mehr dazu unter Himmelb(l)aues Universum

Rückschau und Ausblick

Zuerst die gute Nachricht: Das Museum für Angewandte Kunst gewinnt von Jahr zu Jahr mehr Besucher. Nach einem Tiefststand mit nur 110.581 Gästen im Jahr 2000 gab es 2001 eine Steigerung - und zwar um gleich 46 Prozent. Im letzten Jahr kamen nochmals rund 9.000 mehr Menschen - insgesamt wurden 170.738 Besucher gezählt.

Noever führt das wachsende Interesse an seinem Museum nicht zuletzt auf das erweiterte Angebot für ein jüngeres Publikum zurück, z.B. die MAK-Nite, bei der jeden Dienstag bis 24 Uhr junge Designer und Künstler ihre Arbeit - oft zum ersten Mal - öffentlich präsentieren. Dieser Event ist mittlerweile zu einem beliebten Termin der Szene geworden.

Neue Talente, neue Positionen

Seit Jahren legt Noever großen Wert darauf, auch neue Talente und für Wien noch weniger bekannte Positionen zu zeigen. Auch nach der Museums-Ausgliederung will er in seiner Ausstellungspolitik keine einnahmentreibenden Kompromisse machen und nicht nur jene Künstler zeigen, die man ohnehin überall in Europa sehen kann.

Beispiele dafür sind Richard Artschwagers Möbelskulpturen im Vorjahr oder die (noch bis 23. Februar laufende) Orient-Teppich-Schau in Kombination mit Videos der Gruppe Gang Art. Es sind Ausstellungen, die eher ein Kenner- als ein Massenpublikum anziehen.

Teure Kompromisslosigkeit

Der Preis dieser Kompromisslosigkeit: Finanznöte. "Für alle Ausstellungen in diesem Jahr haben wir eine Million Euro zur Verfügung - und null Ankaufsbudget", erklärt Peter Noever.

Im Vorjahr konnte zwar bei einem Budget von insgesamt 9,6 Millionen Euro der Eigendeckungsanteil auf 20 Prozent erhöht werden, was eine Verdoppelung gegenüber dem Jahr 2000 bedeutet, allerdings mussten aber durch die Bundes-Subventionskürzung zwei geplante Personalen - Zaha Hadid und Kurt Kocherscheidt - auf heuer verschoben werden.

MAK-Projekte für 2003

In der MAK-Ausstellungshalle werden heuer die großen, komplexen Raumobjekte von Helmut Gsöllpointner gezeigt. Für Anfang Dezember ist eine Otto-Muehl-Retrospektive sowie eine u.a. von Heimo Zobernig erarbeitete Schau zum 100. Geburtstag der Wiener Werkstätten geplant. Damit wird der programmatische MAK-Ansatz, die eigenen Sammlungsbestände durch den "kritischen Blick" zeitgenössischer Künstler in neues Licht rücken zu lassen, fortgesetzt.

Im Kunstblättersaal wird unter anderem eine Auswahl von Entwurfs-Zeichnungen und Modellen des Architekten Carlo Scarpa präsentiert. Weiters werden zwei derzeit in Wien lehrende zeitgenössische Baukünstler, Gregg Lynn und Farshid Moussavi von "Foreign Office Architects", ihre Arbeiten in der MAK-Galerie präsentieren.

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