VON CHRISTA
DIETRICH E-MAIL: christa.dietrich@vn.vol.at
Wiesbaden (VN) Es wehen zwar nun seit einer Woche auch einige
Vorarlberg-Flaggen in der hessischen Landeshauptstadt, der Auftritt
von knapp dreißig Vorarlberger Künstlern in Wiesbaden ist aber
derart unvergleichbar, dass es eines solchen Akzentes gar nicht
bedarf.
Schon gar nicht, nachdem das offizielle Vorarlberg auf
Anwesenheit bei der Eröffnung der vom Feldkircher Kuratorium Palais
Liechtenstein, Galeristen und Künstlern organisierten, großen Aktion
verzichtete. Etwa ein Dutzend Galerien und das Frauenmuseum haben
nach Ansicht von Bewerbungsunterlagen jene Künstler ausgewählt, die
sie im Rahmen der jährlich stattfindenden "Zusammenkunst" (ein
gemeinsames Auftreten verschiedener Galerien) präsentieren wollten.
Parallel dazu beschäftigt sich der Kunstverein mit der
zeitgenössischen Malerei, die auch in Österreich nicht ohne die
Medien Video und Fernsehen auskommt. "Außer Atem" (siehe Randspalte)
empfiehlt sich mit Arbeiten von Adriana Czernin, Christoph
Hinterhuber, Esther Stocker, Maja Vukoje, Alois Mosbacher, Muntean +
Rosenblum, Herbert Hinteregger u. a. als von Karin Zimmer und Elke
Gruhn korrekt kuratierter Beweis, dass Österreich im erwähnten Genre
international gut mithalten kann. Doch wie steht es mit den
Vorarlbergern?
Qualität stimmt
Hier war kein Kurator tätig und insofern erübrigt sich die Suche
nach einem gemeinsamen Nenner ebenso wie das Konstatieren
(Katalogbuch), dass die angebliche Elite nicht anwesend sei. Die
Qualität stimmt hier im Einzelnen und das ist an sich Aussage genug.
Nachdem es sich zum Großteil um sehr "etablierte" Künstler (der
Begriff ist auch weniger verbraucht als der der Elite) und um
absolute Entdeckungen handelt, braucht nicht eigens auf alle Werke
eingegangen zu werden.
Beeindruckend und sicher vorbildhaft in der Zusammenkunft bzw.
"Zusammenkunst" von mehreren Galeristen ist die spürbare
Begeisterung für das Neue. So präsentiert beispielsweise die Galerie
Buschlinger eine Installation der Gruppe Kraft (Alexander Diem, Marc
Hoffenscher), mit der die angehenden Architekten einen skurrilen,
spielerischen und zugleich ungemein klugen Umgang mit ihrem Metier
an den Tag legen.
Arno Gisinger zeigt erstmals die Ergebnisse seines jüngsten
Projektes. Fotoarbeiten von Palastarchitektur in indischen
Provinzstädten bieten die Auseinandersetzung mit soziokulturellen
Themen ebenso wie mit einer einzigartigen fotografischen
Herausforderung. Bei so viel Galerienehrgeiz verzichtete auch Harald
Gfader darauf, im Schloss Freudenberg schlicht Malerei zu zeigen. Er
entwarf ein auf den Raum bezogenes Objekt, mit dem er zudem auf den
prominenten einstigen Bewohner, den Wissenschaftler Hugo Kükelhaus,
anspielt.
Wiesbadener Galeristen sind auch echte Kunstvermittler. Das ist
schön. Wie man erfuhr, musste ihr eigentliches Interesse (der
Verkauf) dabei nicht zu kurz kommen.