West goes East
Im Juli letzten Jahres reisten sieben österreichische
FotografInnen der Wiener Künstlergruppe AD OCULOS in die Westukraine, um
sich mit ukrainischen Fotografen künstlerisch auszutauschen und Eindrücke
vom osteuropäischen Land mit der Kamera festzuhalten. Die fotografischen
und thematischen Zugangsweisen der einzelnen KünstlerInnen waren
unterschiedlich. Christine Elsinger fotografierte Menschen auf der Straße.
Bilder, die Nebensächlichkeiten erzählen, die für andere das Leben
bedeuten. Ukrainisches Essen fand Heidi Czipin nicht als Fastfood auf der
Straße, sondern frisch, bunt und schön hergerichtet in Tellern auf
Küchentischen. Theresia Zotter war fasziniert von der Einfachheit und
Intensität des Landlebens, und in den Bildern von Christiana Simons geht
es um die Verflechtung von Kultur und Natur.
Wolfgang Schriever wurde auf der
Suche nach Exotischem von vielen gewöhnlichen und ihm vertrauten
Dingen überrascht. Gebäude altösterreichischer Architekten der
vorletzten Jahrhundertwende erinnerten die Reisenden an Österreich.
Das Theater von Czernowitz ähnelt dem Wiener
Volkstheater. |
Wolfgang Schriever wurde auf der Suche nach Exotischem von vielen
gewöhnlichen und ihm vertrauten Dingen überrascht. Gebäude
altösterreichischer Architekten der vorletzten Jahrhundertwende erinnerten
die Reisenden an Österreich. Das Theater von Czernowitz ähnelt dem Wiener
Volkstheater. Es waren dieselben Architekten am Werk. Altösterreichische
Architektur: prächtig, aber desolat oder umgebaut. Aus Jugendstilfenstern
ragen Gasrohre und verschwinden ein Stockwerk tiefer in der Mauer eines
alten Hauses. Architekturmotive aus Galizien und der Bukowina wurden von
Ernest Pointner durch Computerverfremdung noch älter gemacht. H. H. Capor
porträtierte einen über 90-jährigen westukrainischen Altösterreicher, der
sich Kontakte zu Österreichern wünscht. Die Künstlergruppe zeigte in
der Ausstellung "West goes East - Teil 1" in Czernowitz Fotos von Wiener
Impressionen, wobei einige ältere Ausstellungsbesucher von der Habsburger
Monarchie zu schwärmen begannen. Durch diese und eine zweite
Fotoausstellung in Österreich mit Fotos aus der Ukraine lässt AD OCULOS
den regen fotografischen Austausch zwischen Wien und Lemberg des 19.
Jahrhunderts ein wenig aufleben. Die Lemberger Presse schrieb aufgrund der
Teilnahme von Lemberger Fotografen an der Weltausstellung 1873 in der
Monarchiehauptstadt: "In Wien macht man nicht bessere Fotos als bei uns in
Lemberg. Die von den Lembergern ausgestellten Porträts gefallen, lenken
die Aufmerksamkeit auf sich und werden auch ausgezeichnet . . ." Was
damals galt, hat an Gültigkeit bis heute nichts verloren. Die Ausstellung
"West goes East - Teil 2" vom 24. Mai bis 22. Juni im Schloss Wolkersdorf
zeigt neben den Bildern von AD OCULOS auch Werke westukrainischer Künstler
mit zum Teil internationaler Ausstellungserfahrung. Alexey Iutin
arrangiert für seine skurrilen Fotoszenen weibliche Schönheiten mit alten
Männern und arbeitet dabei als Regisseur, Beleuchter, Dekorateur und
Fotograf. Mit ausdrucksstarken Schwarzweißfotos zeigt Oleh Ogorodnyk
schonungslos das ärmliche Leben der Zigeuner in den Westkarpaten.
Dem Frauenthema widmet sich Iryna
Kalenyk mit ihren Fotocollagen, und Bronislav Tutelmann zeigt in
seinen Bildern die heutige Situation der Juden in der Westukraine.
Der mittlerweile verstorbene Künstler Vyacheslav Tarnovetski hat die
Nationalfarben der Ukraine in seine Straßenalltagsbilder einfließen
lassen. |
Dem Frauenthema widmet sich Iryna Kalenyk mit ihren Fotocollagen, und
Bronislav Tutelmann zeigt in seinen Bildern die heutige Situation der
Juden in der Westukraine. Der mittlerweile verstorbene Künstler Vyacheslav
Tarnovetski hat die Nationalfarben der Ukraine in seine
Straßenalltagsbilder einfließen lassen. Michailo Mychalatjuk macht
klassische SW-Landschaften, sorgfältig komponiert und meist menschenleer.
Für seine in Weiß und Blau gehaltenen Bilder verwendet Vitalij Panassjuk
die Emailtechnik, die für Fotos auf alten Grabsteinen verwendet wurde. Zur
Vernissage am 24. Mai kommen die ukrainischen Künstler nach Österreich.
Aus "West goes East" wird "East goes West". Die Abbildungen auf dieser
Seite stammen von: Vyacheslav Tarnovetski (links oben); Christiane Simons
(rechts oben); Christine Elsinger (links unten); Wolfgang Schriever
(rechts unten). Die Ausstellung findet in Zusammenarbeit mit der FLUSS
- Nö. Fotoinitiative statt. Ausstellungsort: Schloss Wolkersdorf,
Galerie 1. und 2. Stock. Vernissage: 24. Mai 2003, 18 Uhr;
Ausstellungsdauer: 25. Mai bis 22. Juni 2003. Die teilnehmenden
FotografInnen aus Österreich: Hermann Capor, Heidi Czipin, Christine
Elsinger, Ernest Pointner, Wolfgang Schriever, Christiane Simons und
Theresia Zotter. Die teilnehmenden FotografInnen aus der Ukraine:
Alexey Iutin, Oleg Ogorodnyk, Irina Kalenyk, Michailo Mychalatjuk, Vitlij
Panassjuk, Vyacheslav Tarnovetski und Bronislav Tutelman.
Erschienen am: 23.05.2003 |
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