Albertina: Alte Pfeilerhalle und neue Ausstellungshalle
Robert Longo und die fotografische Sammlung
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
In der durch Öffnung des Portikus erweiterten und
restaurierten Pfeilerhalle der Albertina findet bis 8. Juni eine
Ausstellung mit Kohlezeichnungen des amerikanischen Künstlers Robert Longo
statt. Die erhaben monumentalen Papierarbeiten (über zwei Meter Höhe oder
auch Breite) sind durch Aufnahmen des Fotografen Edmund Engelmann in
zeitlosem trompe l'oeil-haftem, dazu monochromen Stil gestaltet.
Engelmann war 1938, kurz vor der Vertreibung Sigmund Freuds in der
Wohnung Berggasse 19 (als am Haustor schon ein Hakenkreuz prangte) und
hielt von den vergitterten Eingangstüren über Schreibtisch und Couch bis
in die Details von Rahmungen alles "bannend" fest. Longo hat diese
Dokumentation in bleibende Arte memoria gewandelt mit seinen "Freud
Drawings" (1998-2001). Ein beklemmender, wenn auch schöner Auftakt
zwischen Grafik und Fotografie, der perfekt in den historischen Raum
passt. Die Fotografie ist Klaus Albrecht Schröder seit seiner Zeit bei
der Länderbank ein großes Anliegen und er holte sich dafür 1999 die
einzige in Museum und Lehre tätige Expertin: Monika Faber. Ihre nicht
einfache Aufgabe zur Eröffnung der Albertina war es nun, die noch sehr
heterogene und junge Sammlung des Hauses zu präsentieren. Sie tut dies
unter dem Titel "Auge und Apparat. Eine Geschichte der Fotografie" bis 8.
Juni in der neuen Ausstellungshalle unter der Rampe, die dazu auch bestens
geeignet ist. Begleitend ist ein Katalog bei Seuil in Paris erschienen.
Eine Auswahl aus tausenden Exponaten benötigt das Konzept von zwei
Schwerpunkten und acht Kapiteln. Unter den Beispielen aus Pioniertagen des
Mediums (es gibt immerhin auch einen William Henry Fox Talbot zu
bestaunen) sind auch begleitende Apparate, werden Techniken, Farben,
Untergründe erläutert. Dabei ist auch die älteste Aufnahme der Stadt Wien
von 1840 zu sehen, die in leichter Vogelperspektive alles dokumentiert,
was durch Kriege und Schleifung der Befestigung verloren gegangen ist. Der
technischen Seite von Dokument und Experiment steht die künstlerische
Fotografie gegenüber, die durch Bespiele von Heinrich Kühn
(pikturalistische Nachahmung der Malerei) oder inszenierte Fotografie
(Julia Margret Cameron, Rudolf Koppitz, Dora Kallmus, Anton Josef Trcka
usw.), aber auch die großen Beobachter sozialer Felder und Großstädte wie
Lewis Hine, Lisette Model, Weegee, Franz Hubmann u. a. natürlich der
attraktivere Teil für die Kenner der Materie darstellt. Die Sammlung
setzt sich aus Beständen der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, einer
kaiserlichen Sammlung und des Archivs eines deutschsprachigen Verlags, der
schon früh Fotobände druckte, zusammen. Zudem hat die Kustoden in den
letzten Jahren nach historischen wie künstlerischen Gesichtpunkten diesen
Aufbau durch zahlreiche Neuankäufe begonnen und damit schon eine
beachtliche Breite erreicht.
Erschienen am: 05.05.2003 |
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