Raum-Wahrnehmung

Gut, Delfine sind Säugetiere, aber was hätten Sie von der Überschrift: "Sich fühlen wie ein Säugetier im Wasser" gehalten?
Katharina Menhofer über die neue Arbeit der Amerikanerin Diane Thater.


Wenn die Besucher durch die roten Glastüren in den Hauptraum der Wiener Secession kommen, betreten sie eine andere Welt, werden ein Teil davon. Kein Tageslicht fällt in den Raum. Auf die Wände sind vier riesige Videoaufnahmen projiziert, die Delfine unter Wasser zeigen. In unregelmäßigen und gebrochenen Umrissen spiegeln sie sich an der Decke wider und erzeugen eine seltsame Unterwasserwelt. Zwei auf dem Boden des Raumes liegende Videowände zeigen die Sonne, einmal mit Hilfe von Teleskopen der NASA aus dem All aufgenommen und dann wiederum aus dem Blickwinkel der Meeresbewohner und Taucher. Auch diese zwei Sonnen spiegeln sich an der Decke des Raumes und erzeugen so die Illusion einer fremden Welt.

(Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Margherita Spiluttini
(Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Margherita Spiluttini

Geschaffen wurde die Installation "Delfine" von der in Los Angeles lebenden Film- und Videokünstlerin Diana Thater, deren Arbeit "The best animals are the flat animals, the best space is the deep space" im Wiener MAK zu sehen war.

Eines der grundlegenden Themen von Diana Thaters Arbeit ist das Miteinbeziehen des Besuchers in das Kunstwerk. "Installations-Kunst ist dann erst komplett, wenn sich der Besucher in ihr befindet", bringt es Thater auf den Punkt.

Die Philosophie des Raumes

Ebenso wie die Menschen will sie aber auch den Raum miteinbeziehen, so auch die Räumlichkeiten in der Secession, von deren Architektur sich sich begeistert zeigte. Doch Thater arbeitet immer mit der Architektur, die sie vorfindet. Sie verändert nichts und belässt dem Raum seine Ursprünglichkeit. Über den Raum als solchen und seine verschiedenen Ebenen hat sich Diana Thater viele Gedanken gemacht.

So formuliert sie auch den Grundsatz ihrer Installation: "In meiner Arbeit geht es nicht darum, Bilder anzuschauen, sondern in den Raum hineinzuschauen und den Raum, in dem man sich befindet, zu spüren, während man gleichzeitig in eine andere Form von Raum schaut. Nehmen wir etwa diese Unterwasserwelt, die innerhalb der Räume der Secession noch etwas anderes darstellt. Es gibt also viele Arten von Räumen, die übereinander gelagert sind, aber jede dieser Schichten bringt den Gesamtraum, in dem wir uns befinden, zu Bewusstsein."

Animals are a girl's best friends

Mit "Delfine" setzt Diana Thater die Arbeit an einem Themenkreis fort, der sie während der vergangenen Jahre immer wieder beschäftigte. Aufnahmen domestizierter oder dressierter wilder Tiere stehen dabei im Vordergrund. So arbeitete sie mit frei lebenden Delfinen unter Wasser und war dabei ganz und gar auf die Kooperationsbereitschaft der Tiere angewiesen.


"Die Videos sind Versuche über die Beziehungen zwischen Tier und Mensch: Arbeiten, die sich nur mit der menschlichen Existenz befassen, interessieren mich nicht. Denn Kunst sollte man eigentlich nur über Dinge machen, über die man etwas erfahren will", sagt die Künstlerin. Menschen gehören da nicht dazu.

Vom Hier und vom Jetzt

Dennoch hat Thater keine Botschaft und will niemandem ihren Blick auf die Welt aufzwingen. "Ich möchte dem Zuschauer bewusst machen, was er oder sie im Moment ist", sagt die Künstlerin. Und das tut sie, indem sie versucht, ein Raumbewusstsein zu schaffen. Das hat aber, so die Künstlerin, nichts zu tun mit "diesem Sich-selbst-Verlieren, wie zum Beispiel beim Film, wo man das Bewusstsein des Körpers verlieren und sich ganz hineinversetzen soll, oder wie beim Gemälde, das ja im klassischen Sinne ein Fenster in eine andere Welt sein will".

Tipp:

Ebenfalls in der Secession zu sehen sind die Arbeiten des Künstlerduos Markus Muntean und Adi Rosenblum. Unter dem Titel "Where else" wurden die Räume in der Galerie und im Graphischen Kabinett mit dem Mobilar von Fast-Food-Lokalen eingerichtet. Sie strahlen Billigkeit und Anonymintät aus. Die Bilder - Gemälde und Fotos - orientieren sich an der Werbefotografie und sollen die Erkennungzeichen der Lebenskultur der 90er Jahre transportieren. Für alle ihre Arbeiten durchforsten Muntean und Rosenblum die Erscheinungen der Gegenwart auf Gesten und Klischees und machen daraus Texte und Bilder - ironische und berührende Ikonen des Heute.

Link: Wiener Secession

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