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vom 24.07.2007 - Seite 017
Fröhlich in Engelhartszell

VON RAIMUND LOCICNIK

Einer besonders heiklen Aufgabe hat sich 1957 der Künstler Fritz Fröhlich gestellt. Mit der Ausgestaltung eines 400 m2 großen Gewölbefeldes in der Stiftskirche Engelhartszell hat er nicht nur das weltweit größte nachbarocke Sakralfresko geschaffen, sondern eindrücklich bewiesen, dass moderne Kunst ohne Probleme neben den bedeutenden "klassischen" Stilen bestehen kann.

Ursprünglich war das Hauptgewölbe der spätbarocken Kirche vermutlich mit Szenen aus der Hand von Bartolomäus Altomonte geschmückt und in engem Zusammenhang mit den Bildthemen im Presbyterium und in der Chorkuppel zu sehen. Die Aufhebung des Klosters unter Joseph II. (1786) bedingte allerdings den überaus raschen Verfall des Gotteshauses. Schon 1839 war das wassergeschädigte Deckenbild kaum mehr erkennbar. Nach einer wechselvollen Geschichte - Engelhartszell kam zunächst in den Besitz der k. k. Porzellanfabrik in Wien, dann in die Hände mehrerer aristokratischer Herrschaften und schließlich an Napoleon, der es verschenkte -konnte das ehrwürdige Kloster 1925 von einer Trappistengemeinschaft der Abtei Ölenberg im Elsass käuflich erworben werden.

Mit dem Kauf begann die mühevolle, schrittweise erfolgende Sanierung aller Gebäude, die 1957 - nach den schweren Jahren des Krieges - mit der Fertigstellung des eindrucksvollen Deckenfreskos von Fritz Fröhlich abgeschlossen wurde. Zwei Rahmenbedingungen hat der Auftraggeber Abt Benno Stumpf dem Künstler vorgegeben: das Thema mit der Darstellung "Die Chöre der Engel singen für Maria" zu realisieren und die Wiederherstellung der Harmonie des gesamten Kirchenraumes zu bewerkstelligen.

Gelöst hat Fröhlich die schwierige Aufgabe mit den stilistischen Mitteln des Kubismus und einer an Altomontes Fresken angelehnten Farbigkeit. Die Genialität seines künstlerischen Konzeptes wird dabei von der Erkenntnis bestimmt, dass die vereinfachten, stilisierten Figuren in Zusammenschau mit der gemalten Scheinarchitektur und den kubischen Flächenelementen dem Eindruck barocker Bewegtheit am meisten entgegenkommt.

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Die Elisabethkirche im Linzer Keferfeld

Deckenfresko von Fritz Fröhlich aus 1957 Foto: loc


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