Kunsthalle Krems: Paradiese von Paul Gauguin bis Emil Nolde
Wunschtraum vom Glück im Urwald
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer Schon das berühmteste Gemälde
der Schau "Sehnsucht nach dem Paradies", die bis 24. Oktober in der
Kunsthalle Krems zu sehen ist, zeigt eine angegriffene Idylle: "Ihr Name
ist Vairaumati" (Puschkin-Museum, Moskau), 1891 von Paul Gauguin in Tahiti
gemalt, zeigt eine junge, nackte Frau mit einer Zigarette.
Um das ersehnte "Naive" ausdrucksvoll vorzubringen,
führte er eine Art altägyptische Perspektive (seitlicher Kopf zu fast
frontalem Oberkörper) neben intensiver Farbe wieder ein. Nicht nur der
Franzose als Vorbild, auch die deutschen Expressionisten wie Emil Nolde,
Max Pechstein, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller oder Karl
Schmidt-Rottluff träumten von einer besseren Welt außerhalb europäischer
Zivilisationszwänge. Außer Nolde und Pechstein kamen sie aber nicht weiter
als in die Badeorte an der Ostsee und die Moritzburger Teiche und hingen
dort ihren Wünschen nach Arkadien nach. Naturverbundenheit hieß vor allem
Nacktheit; die FKK-Ideen setzten sich allerdings erst lange nach dem
Fin-de-siècle in Europa durch. Die Kuratoren Tayfun Belgin, Hartwig
Knack und Mario-Andreas von Lüttichau (Essen, Museum Folkwang) haben die
Visionen vom Ursprünglichen und die Desillusion der Künstler durch
bekannte Beispiele von Emil Nolde wie "Verlorenes Paradies", "Mann und
Weib im Zelt" oder seine berühmten Eingeborenenporträts in Aquarell von
der bekannten deutschen Expedition nach Polynesien, sowie durch Max
Hermann Pechsteins Palau-Landschaften und Frauendarstellungen belegt. Dem
schließt sich das große Thema der Badenden von Mueller, Kirchner und
Rottluff an.
Ethnologische Interessen
In einem
zweiten, nicht unwesentlichen Teil wird dokumentarisch mit Funden wie mit
Foto und Film auf die Realität verwiesen: die ethnologischen und musealen,
wie anhaltend kolonialen und christlichen Interessen rissen Exponate aus
dem Zusammenhang und zwangen den Menschen den Wunsch nach "Zivilisation"
auf. Dieser Schwarz-Weiß-Blick des "Exotischen" zeigt sich auch in dem
vom Anthropologen und Ethnologen Rudolf Pöch gedrehten Film von 1904-06
als einer auf "edle Wilde" oder "unzivilisierte Menschenfresser". Die bunt
bemalten Holzskulpturen, Fetische und Masken aus dem Wiener
Völkerkundemuseum sind quer durch die Ausstellung den Bildern der Europäer
gegenüber gestellt.
Aura des Fremden
Das
Aussteigertum der Künstler fand im 20. Jahrhundert in Wellen seine
Fortsetzung bis heute, die Weltkriege zerstörten jedoch viele Reisepläne
nachhaltig: die geheimnisvolle Aura des Fremden und die
Harmoniebedürftigkeit ist jedoch bis heute ein Thema der Kunst. Der
Katalog bringt neben den KuratorInnen auch Beiträge von Andrea Fink,
Manfred Reuther und Gabriele Weiss. Leihgeber sind neben dem Moskauer
Puschkin-Museum das Nationalmuseum Belgrad, die Nolde-Stiftung Seebüll,
die Berliner Nationalgalerie u. v. a. (auch Private).
Erschienen am: 24.08.2004 |
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