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Vom Zornigen zum Poeten

Den 70. Geburtstag des Tiroler Malers und Grafikers Norbert Drexel feiert die Innsbrucker Galerie Maier mit einer kleinen Ausstellung.

INNSBRUCK. Sepp Maier begleitet galeristisch seit vielen Jahren den Maler und Grafiker Norbert Drexel. Die aktuelle Schau versucht einen kleinen Querschnitt durch ein großes, an Facetten und Brüchen reiches Werk.
Der Bogen spannt sich von den Anfängen bis heute, von Arbeiten des 18-Jährigen bis zu solchen des 70-Jährigen. Der Dobrowsky- und Boeckl-Schüler wandelte sich in diesen mehr als 50 Jahren vom expressiven Gestiker zum Poeten mit einem Hang zum Morbiden. Zahlreiche Nebenschauplätze und formale Ausflüge inklusive.

Die Ausstellung bei Maier versucht diesem Facettenreichtum in Drexels Werk gerecht zu werden. Kräftige Farben charakterisieren die frühen Stillleben, Landschaften und Menschenbilder, eine zornige, das Reale weitgehend auflösende Handschrift. Diese Auflösung dominiert auch seine späteren Bilder, aus denen die Expression allerdings zugunsten einer romantischen, oft fast depressiven Grundstimmung gewichen ist.

Eine solche kommt besonders in den in den frühen Neunzigerjahren in Paris entstandenen Cafehausszenen zum Ausdruck, die von einem subtil nuancierten Akkord melancholischer Farben leben. Ambiente ist hier angesagt, der Ausdruck einer ganz spezifischen Stimmung, die das Detail zum Muster stilisiert.
Aber auch Beispiele der eigenwilligen Por-
trätkunst Nobert Drexels führt die Ausstellung vor. Ihm gelingt das scheinbar Unmögliche, trotz der Gesichtslosigkeit seiner Por-
trätierten das Wesentliche, Unverwechselbare seiner Gegenüber festzuhalten. Sein ganzes Leben lang hat Drexel allerdings Stillleben gemalt und gezeichnet, tiefsinnige Metaphern für die Hinfälligkeit menschlicher Existenz.

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Galerie Maier, Sparkassenplatz 2, Innsbruck; bis 18. April, Montag bis Freitag 10 bis 12, 15 bis 18.30 Uhr, Samstag 9.30 bis 12.30 Uhr
2003-04-09 17:14:36